Früherer Trierer Bischof soll Fälle des sexuellen Missbrauchs vertuscht haben
Einem Zwischenbericht zu sexuellem Missbrauch im Bistum Trier zufolge hat der frühere Bischof Bernhard Stein während seiner Amtszeit mehrere Fälle des sexuellen Missbrauchs vertuscht. Obwohl noch nicht alle Dokumente ausgewertet seien, sei die Zahl der bekannten Fälle schon jetzt höher als in den Amtszeiten anderer Trierer Bischöfe, teilte die unabhängige Aufarbeitungskommission am Freitag in der rheinland-pfälzische Stadt mit.
Demnach waren in Steins Amtszeit zwischen 1967 und 1981 insgesamt 305 Menschen von sexuellem Missbrauch betroffen. Bei 17 von 81 Beschuldigten hätten die Akten belegt, dass den damaligen Bistumsverantwortlichen die entsprechenden Fälle bekannt gewesen seien. Die Kommission geht davon aus, dass die Zahl noch weiter steigen wird.
Stein könne eine Vertuschung nur in wenigen Fällen nachgewiesen werden. Er sei der Verpflichtung, angezeigten Fällen nachzugehen, nachgekommen. Diese seien intern besprochen worden. Das Bistum habe es allerdings vermieden, mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten, um einen Skandal zu verhindern. Nicht in allen ihm bekannten Fällen habe er Exerzitien verordnet. Nur zwei Wiederholungstäter seien aus dem Priesterstand ausgeschlossen worden. Mit Betroffenen habe Stein in keinem Fall gesprochen.
Er sei Teil des damaligen Systems gewesen, kritisierte die Kommission. Es habe von seiner Seite aus keine Bemühungen gegeben, beim Umgang mit den Missbrauchsfällen umzusteuern. Der Vorwurf der "moralischen und systemischen Mitverantwortung" treffe auch ihn. Tätern und Taten sei kein substanzieller Einhalt geboten worden. Stein war im Jahr 1993 im Alter von 88 Jahren gestorben.
M.E. De La Fuente--ESF