Gesundheitszustand Benedikts XVI. löst große Sorge aus
Der Gesundheitszustand des emeritierten deutschen Papstes Benedikt XVI. hat große Besorgnis ausgelöst. Der 2013 aus dem Amt geschiedene Pontifex sei "sehr krank", sagte sein Nachfolger Franziskus, das derzeitige Oberhaupt der katholischen Kirche, bei seiner Generalaudienz am Mittwoch. Wenig später bestätigte der Vatikan, Benedikts Gesundheitszustand habe sich am Mittwoch verschlechtert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ließ erklären, er sei in Gedanken bei Benedikt und wünsche ihm gute Besserung.
Franziskus wies auf den Zustand Benedikts während seiner Audienz hin. Wörtlich sagte er: "Ich möchte Sie alle bitten, ein besonderes Gebet für Papst Emeritus Benedikt zu beten, (...) sich an ihn zu erinnern, da er sehr krank ist, den Herrn zu bitten, ihn zu trösten und zu unterstützen."
Vatikan-Sprecher Matteo Bruni erklärte wenig später, er könne "bestätigen, dass es in den vergangenen Stunden eine altersbedingte Verschlechterung gegeben hat". Die Situation sei "im Moment unter Kontrolle", sie werde "ständig von Ärzten überwacht". Papst Franziskus habe seinen Vorgänger nach der Generalaudienz besucht.
Der 95-jährige Benedikt war im Februar 2013 in einem ungewöhnlichen Schritt aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten und lebte seither zurückgezogen in einem früheren Kloster in den Vatikanischen Gärten. Mit seinem auf Latein mitgeteilten Amtsverzicht schrieb er Kirchengeschichte: Benedikt war der erste Papst seit 1415, der sein Amt als Oberhaupt der katholischen Kirche aufgab.
Damit eröffnete Benedikt auch seinen Nachfolgern einen Weg aus dem Pontifikat, sollten deren Kräfte schwinden. Der 86-Jährige Franziskus hat sich nach eigenen Angaben bereits bei seinem Amtsantritt auf einen möglichen Rücktritt vorbereitet. Er leidet unter Schmerzen im rechten Knie.
Benedikt zog sich zuletzt fast gänzlich aus der Öffentlichkeit zurück. Doch empfing er in den vergangenen Wochen im Rollstuhl sitzend weiterhin Besucher. Einige in den Online-Netzwerken veröffentlichte Fotos zeigten ihn zusehends gebrechlich.
Ein im August vom Vatikan veröffentlichtes Video zeigt einen geschwächten, abgemagerten Benedikt mit Hörgerät, der zwar nicht mehr sprechen kann, aber einen wachen Blick behält.
In Berlin sagte Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Mittag, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sei in Gedanken bei Benedikt und wünsche ihm gute Genesung. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Limburger Bischof Georg Bätzing, rief über das Konto der DBK im Kurzbotschaftendienst Twitter die Gläubigen in Deutschland zum Gebet auf. "Meine Gedanken sind beim emeritierten Papst", erklärte er.
Geboren im Jahr 1927 in Marktl am Inn nahe der Grenze zu Österreich, wuchs Joseph Ratzinger mit seinen Geschwistern Georg und Maria in tiefer Frömmigkeit auf. 1951 wurde er zum Priester geweiht. Bereits ab seinem 31. Lebensjahr lehrte und forschte Ratzinger als Theologieprofessor.
Der als brillanter Theologe geltende Ratzinger war fast ein Vierteljahrhundert lang bis zu dessen Tod einflussreicher Berater seines Vorgängers Johannes Paul II. und hatte das Amt als Chef der Glaubenskongregation inne. Als das Konklave Ratzinger am 19. April 2005 zum ersten deutschen Papst seit fast 500 Jahren wählte, löste dies Euphorie aus und die "Bild"-Zeitung titelte: "Wir sind Papst!".
Sein acht Jahre währendes Pontifikat war von Machtkämpfen innerhalb der Kirche und dem Missbrauchsskandal überlagert. Der Deutsche war der erste Papst, der sich für den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche entschuldigte und sich mit Opfern traf. Seine Gegner kritisierten ihn jedoch dafür, es nicht geschafft zu haben, die Vertuschung der Missbrauchsskandale durch die Kirche zu beenden.
Für weltweiten Protest unter Muslimen sorgte Benedikt XVI. mit einer im September 2006 an der Universität Regensburg gehaltenen Rede: Darin gab er ein Zitat aus dem 14. Jahrhundert wieder, wonach der Prophet Mohammed "nur Schlechtes und Inhumanes" gebracht habe.
Später hob Benedikt die Exkommunikation des zur Pius-Bruderschaft gehörenden Holocaust-Leugners Richard Williamson auf. 2012 erschütterte die "Vatileaks"-Affäre um aus dem Vatikan geschmuggelte geheime Dokumente den Heiligen Stuhl.
Zuletzt überschatteten noch einmal Vorwürfe Benedikts Wirken: Ein in München vorgestelltes Gutachten zum sexuellen Missbrauch in der Kirche bezichtigte ihn schwerer Fehler im Umgang mit einem pädophilen Priester in seiner Zeit als Münchner Erzbischof.
S.Lopez--ESF