Früherer Papst Benedikt XVI. im Alter von 95 Jahren gestorben
Durch seinen Rücktritt schrieb er Kirchengeschichte, seine Amtszeit war vom Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche überschattet: Der emeritierte deutsche Papst Benedikt XVI. ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Nach Angaben des Vatikans starb er am Samstagmorgen in seiner Residenz im Kirchenstaat. Politiker aus aller Welt würdigten den Verstorbenen.
"Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist", erklärte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni. Sein Leichnam soll ab Montag im Petersdom in Rom aufgebahrt werden, damit die Gläubigen von ihm Abschied nehmen können. Am Donnerstag wird Papst Franziskus dann auf dem Petersplatz den Trauergottesdienst für seinen Vorgänger leiten. Anschließend wird Benedikt XVI. in der Krypta unter dem Petersdom beigesetzt.
Der in Bayern als Joseph Ratzinger geborene Benedikt XVI. war am 11. Februar 2013 in einem höchst ungewöhnlichen Schritt aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Er war der erste Papst seit 1415, der das Amt als Oberhaupt der katholischen Kirche abgab. Seitdem Amtsverzicht lebte er zurückgezogen im Vatikan. Trotz seiner angeschlagenen Gesundheit empfing Benedikt XVI. in seiner Residenz in den vergangenen Monaten im Rollstuhl sitzend noch Besucher.
Vor einigen Tagen hatte sich sein Gesundheitszustand dann stark verschlechtert. Am Mittwoch bat Papst Franziskus in seiner Generalaudienz um Gebete für seinen "sehr kranken" Vorgänger. Nach Angaben von Vatikan-Sprecher Bruni erhielt Benedikt kurz vor seinem Tod noch das Sakrament der Krankensalbung.
Papst Franziskus würdigte seinen verstorbenen Vorgänger am Samstagabend bei einer Messe im Petersdom. Er sei "dankbar für all das Gute, das er vollbracht hat" und erinnere sich an Benedikt als eine "so großherzige und gütige Person", sagte Franziskus.
Die Welt habe mit Benedikt "eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen" verloren, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hob die "menschliche Bescheidenheit" des Verstorbenen hervor. Auch sein Glaube, sein Intellekt, seine Weisheit hätten ihn immer "tief beeindruckt".
Der Vorsitzende der katholischen deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nannte Benedikt einen "beeindruckenden Theologen" und "erfahrenen Hirten"; Altkanzlerin Angela Merkel würdigte ihn als "einen der streitbarsten und bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit".
UN-Generalsekretär António Guterres würdigte Benedikts "beharrliches Engagement für Gewaltlosigkeit und Frieden". US-Präsident Joe Biden lobte Benedikts "lebenslange Hingabe an die Kirche", die von "Prinzipien und Glaube" getragen gewesen sei. Der britische König Charles III. hob den Einsatz des Verstorbenen für Verständigung zwischen Protestanten und Katholiken hervor.
Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl am Inn geboren und 1951 zum Priester geweiht. Schon mit 31 Jahren lehrte und forschte er als Theologieprofessor. Ratzinger war fast ein Vierteljahrhundert lang bis zu dessen Tod einflussreicher Berater seines Vorgängers Johannes Paul II.
In Deutschland zog er als Chef der Glaubenskongregation immer wieder Kritik auf sich und wurde teilweise als "Gottes Rottweiler" verspottet. Als Ratzinger aber am 19. April 2005 zum ersten deutschen Papst seit fast 500 Jahren gewählt wurde, löste dies in Deutschland Euphorie aus, die "Bild"-Zeitung titelte: "Wir sind Papst!"
Ratzinger galt als brillanter Theologe, sein achtjähriges Pontifikat war jedoch von Machtkämpfen innerhalb der Kirche und dem Missbrauchsskandal überlagert. Der Deutsche war der erste Papst, der sich für den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche entschuldigte und sich mit Opfern traf. Doch agierte er vielen zu zögerlich. Seine Gegner kritisierten ihn dafür, es nicht geschafft zu haben, die Vertuschung der Missbrauchsskandale durch die Kirche zu beenden.
Zuletzt überschatteten noch einmal Vorwürfe das Wirken Benedikts: Ein in München vorgestelltes Gutachten zum sexuellen Missbrauch in der Kirche bezichtigte ihn schwerer Fehler im Umgang mit einem pädophilen Priester in seiner Zeit als Münchner Erzbischof.
Bischof Bätzing fand dazu am Samstag kritische Worte: Zwar habe sich Ratzinger an der Aufarbeitung beteiligt und die Betroffenen um Vergebung gebeten. Doch seien Fragen offen geblieben - "und er ist mit diesen Fragen in die Ewigkeit Gottes gegangen".
S.Delgado--ESF