Deutlich mehr Übergriffe auf Bahn-Beschäftigte im vergangenen Jahr
In den Nah- und Fernzügen der Deutschen Bahn (DB) hat es im vergangenen Jahr deutlich mehr Übergriffe auf Beschäftigte gegeben: Bis Ende September gab es 2325 Übergriffe, ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum, wie die DB am Montag auf AFP-Anfrage mitteilte. "Insbesondere die Durchsetzung der Maskenpflicht, der wiedererstarkende Fußballfanreiseverkehr und der Start des Neun-Euro-Tickets im Juni hatten ihren Anteil daran", erklärte eine Unternehmenssprecherin.
Auch das massive Nachholen von Veranstaltungen trug demnach zu dem Anstieg der Übergriffe bei. Nach Aufhebung der meisten behördlichen Corona-Schutzmaßnahmen seien im Fern- und Nahverkehr die Reisendenzahlen massiv gestiegen und seit dem Sommer wieder auf Vor-Corona-Niveau und zum Teil deutlich höher. "Mehr Fahrgäste bedeuten leider auch mehr Konfliktfälle."
Der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, es habe teils massive Angriffe gegeben. "Es kam sogar zu lebensgefährlichen Verletzungen." Dass die Maskenpflicht nun "endlich" falle, werde hoffentlich dazu führen, dass die Gewalt zurückgeht, weil die Bahn-Beschäftigten es nicht mehr mit Maskenverweigerern zu tun hätten.
"Jeder Angriff auf unsere Mitarbeitenden ist einer zu viel und nicht hinnehmbar", erklärte die DB-Sprecherin. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch, "dass wir im gesamten öffentlichen Raum diesen Trend wahrnehmen, im öffentlichen Verkehr genauso wie bei Polizeien, Feuerwehren und Rettungsdiensten".
Die Bahn wolle die Übergriffe auf Beschäftigte "konsequent bekämpfen". Die Sprecherin nannte hier mehr Sicherheitskräfte, eine verbesserte Ausbildung - etwa Verhaltens- und Deeskalationstrainings -, bessere Ausrüstung und technische Unterstützung.
EVG-Chef Burkert sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), nötig sei "grundsätzlich in jedem Fernverkehrszug Bundespolizei an Bord". Deswegen müssten die Stellen der Bundespolizei aufgestockt werden. Im Nahverkehr seien regelmäßige Mitfahrten der DB Sicherheit nötig. Dafür müsse der Arbeitgeber sorgen. Die Kosten müssten die Besteller des Nahverkehrs in den Bundesländern tragen.
"Essenziell" sei auch die Überwachung der Bahnhöfe durch Kameras. Das verhindere zwar keine Übergriffe, die Aufklärungsrate liegt aber in einem Pilotprojekt in Nürnberg bei über 90 Prozent. "Dieses Sicherheitsgefühl, das über Kameras transportiert wird, benötigen wir in jedem Bahnhof in Deutschland", sagte Burkert.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) schlug eine Bahnhofsicherheitsstrategie vor. Nötig sei eine bessere Priorisierung der Kapazitäten von Bundespolizei und Landespolizeien, damit mehr Polizisten in den Bahnhöfen anwesend und sie schneller nach eingegangenen Notrufen aus Zügen vor Ort sein könnten, sagte GdP-Chef Jochen Kopelke dem RND. Die Strategie müsse auch die Situation in Brennpunkten berücksichtigen und dass zu Stoßzeiten besonders viele Menschen mit dem Zug fahren.
Laut den Zahlen der DB gab es seit 2017 jedes Jahr jeweils rund 2550 Übergriffe auf Bahn-Beschäftigte. 2018 waren es sogar über 2600. Für 2022 liegen aktuell gesicherte Daten nur bis zum Ende des dritten Quartals vor.
P.Avalos--ESF