Proteste in Haiti nach Tötung von sechs Polizisten durch kriminelle Banden
Die brutale Ermordung von sechs Polizisten durch kriminelle Banden hat in Haiti Proteste ausgelöst. Zivilisten und Kollegen der Getöteten marschierten am Donnerstag durch die Hauptstadt Port-au-Prince und prangerten die explodierende Gewalt in dem Karibikstaat an. Einige der Demonstranten versuchten, das Amtsgebäude von Regierungschef Ariel Henry zu stürmen.
Andere Demonstranten wiederum rannten auf die Start- und Landebahn des internationalen Flughafens und sorgten so für die Störung des Flugbetriebes. Viele Straßen in Port-au-Prince waren durch Barrikaden versperrt.
Am Mittwoch hatten kriminelle Banden in Liancourt im Norden des Landes das Hauptquartier der dortigen Polizei angegriffen und sechs Polizisten getötet. Einige der Opfer seien regelrecht "hingerichtet" worden, berichtete ein Polizeivertreter im Radio.
Erst Anfang der Woche hatte die UNO vor der außer Kontrolle geratenden Lage in Haiti gewarnt. Die Gewalt krimineller Banden habe "ein Ausmaß erreicht, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war", sagte die UN-Sondergesandte Helen La Lime. Regierung und Sicherheitskräfte seien nicht in der Lage, die Situation in den Griff zu bekommen. Angesichts der Lage forderte die Sondergesandte erneut eindringlich die Entsendung einer internationalen Eingreiftruppe.
La Lime äußerte sich anlässlich der Vorstellung eines UN-Berichtes zur Lage in dem Karibikstaat. Demnach nahmen Morde und Entführungen im vierten Jahr in Folge zu. 2022 wurden demnach 2183 Morde gezählt, ein Drittel mehr als im Jahr davor. Die Zahl der Entführungen habe sich im selben Zeitraum auf 1359 verdoppelt, das seien im Durchschnitt vier pro Tag.
P.Rodríguez--ESF