Betrugsvorwürfe gegen indischen Tycoon Adani - Aktien im freien Fall
Betrugsvorwürfe gegen den indischen Tycoon Gautam Adani haben seine Firmengruppe in arge Bedrängnis gebracht und den 60-Jährigen selbst extrem viel Geld gekostet. Allein die Aktien des Hauptunternehmens Adani Enterprises brachen am Donnerstag um 25 Prozent ein, nachdem sie am Mittwoch bereits um 30 Prozent gefallen waren. Die Firmengruppe insgesamt verlor seit Bekanntwerden der Vorwürfe vor zehn Tagen an der Börse mehr als 100 Milliarden Dollar (91,7 Milliarden Euro) an Wert.
Begonnen hatte der dramatische Absturz am 24. Januar, als das US-Unternehmen Hindenburg Research Betrugsvorwürfe gegen Gautam Adani erhob. Er habe unter Nutzung von Steuerparadiesen Geld in eigene Aktien investiert und damit deren Kurs künstlich hochgetrieben. Hindenburg Research ist eine auf Leerverkäufe spezialisierte Investmentfirma, spekuliert also auf fallende Börsenkurse.
Adani wies die Vorwürfe mit scharfen Worten zurück. Sein Konzern veröffentlichte eine 413 Seiten lange Stellungnahme, in der die Anschuldigungen als "nichts als Lügen" und "auf bösartige Weise irreführend" bezeichnet werden.
Das nützte ihm jedoch wenig. Bis zum Bekanntwerden der Vorwürfe war Adani laut dem US-Magazin "Forbes" der drittreichste Mann der Welt - am Donnerstag lag er nur noch auf Platz 16.
Der Absturz an der Börse wurde am Mittwoch angeheizt, als Adani Enterprises die Ausgabe von frischen Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Dollar absagte. Das Angebot war bei gewöhnlichen Investoren auf Desinteresse gestoßen.
Schließlich erklärte Adani Enterprises, es wäre "nicht moralisch richtig", das Vorhaben weiter zu verfolgen. Alle bereits geleisteten Zahlungen würden zurückgegeben. Mit dem Aktienangebot wollte die Firma unter anderem ihre Schulden reduzieren
Wegen der enormen Kursverluste wurden am Donnerstag der Handel mit mehreren Adani-Papiere ausgesetzt. Mehrere internationale Großbanken, darunter Credit Suisse und Citigroup, akzeptieren laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg News inzwischen keine Adani-Aktien mehr als Sicherheit für die Vergabe von Krediten.
Der aus einer Mittelklassenfamilie stammende Schulabbrecher Gautam Adani hatte seine Karriere mit einer Import-Export-Firma begonnen. Sein Durchbruch kam im Jahr 1995 mit dem Kauf eines Hafens just zu dem Zeitpunkt, als die indische Wirtschaft sich international öffnete. Heute umfasst sein Firmenimperium alle möglichen Bereiche von Kohleminen über Medien bis hin zu Lebensmitteln.
Die Aktien von Adani Enterprises gewannen in den vergangenen fünf Jahren mehr als 1000 Prozent an Wert. Gleichzeitig häufte das Unternehmen durch immer neue Investitionen in verschiedenen Branchen hohe Schulden an. Kritikern ist Adanis Nähe zum indischen Premierminister Narendra Modi ein Dorn im Auge - sie vermuten, dass die Beziehung der aus dem Bundesstaat Gujarat stammenden Männer Adani geholfen hat, Regulierungsvorgaben zu umgehen.
B.Vidal--ESF