Weiterer EU-Abgeordneter im Korruptionsskandal festgenommen
Im Korruptionsskandal um das EU-Parlament ist ein weiterer Abgeordneter festgenommen worden. Der sozialdemokratische EU-Abgeordnete Marc Tarabella aus Belgien sei zur Vernehmung in die Räumlichkeiten der Bundespolizei in Brüssel gebracht worden, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Tarabella steht im Verdacht, Vergünstigungen vom Golfstaat Katar erhalten zu haben. Ihm war bereits Anfang des Monats seine parlamentarische Immunität entzogen worden.
Parallel zu der Festnahme wurden am Freitag nach Angaben der Justiz mehrere Büros im Rathaus von Anthisnes durchsucht, wo Tarabella Bürgermeister ist. Eine weitere Durchsuchung betraf demnach "einen Banktresor in Lüttich", der dem Abgeordneten gehören soll. Bereits im Dezember hatten die Ermittler Tarabellas Privaträume durchsucht.
Belgischen Medienberichten zufolge hatte der in dem Korruptionsskandal als Schlüsselverdächtiger geltende Ex-Europaparlamentarier Pier Antonio Panzeri im Dezember erklärt, er habe Tarabella "zwischen 120.000 und 140.000 Euro" gezahlt. Die Gelder habe er Tarabella in mehreren Raten für seine Hilfe bei mit Katar verbundenen Dossiers gezahlt. Tarabella wies die Vorwürfe zurück.
Der 59-Jährige hatte am 2. Februar seine Immunität verloren. Der Abgeordnete stimmte damals selbst für die Aufhebung seiner Immunität und erklärte seine Bereitschaft, die Fragen der Ermittler zu beantworten.
Neben Tarabella steht derzeit auch der EU-Abgeordnete Andrea Cozzolino aus Italien im Visier der Justiz: Für ihn arbeitete bis vor kurzem einer der weiteren Hauptverdächtigen in der Korruptionsaffäre, Francesco Giorgi. Cozzolinos Immunität war ebenfalls am 2. Februar aufgehoben worden.
Giorgi sowie seine Lebensgefährtin, die abgesetzte Vizeparlamentspräsidentin Eva Kaili, befinden sich in Untersuchungshaft. Panzeri wurde dagegen am vergangenen Montag freigelassen.
Die belgische Justiz geht in dem Korruptionsskandal auch dem Verdacht der Geldwäsche nach. Insgesamt wurden im Zuge des Skandals 1,5 Millionen Euro an Bargeld beschlagnahmt. Katar wie auch Marokko sollen versucht haben, die Politik der Europäischen Union mit Geldgeschenken zu beeinflussen. Beide Länder weisen die Vorwürfe entschieden zurück.
L.M. Del Campo--ESF