Tausende fordern bei Demonstrationen Rücktritt von Albaniens Regierungschef Rama
In der albanischen Hauptstadt Tirana sind tausende Menschen gegen Ministerpräsident Edi Rama auf die Straße gegangen. Teilnehmer der von der Opposition um den früheren Regierungschef und Präsidenten Sali Berisha organisierten Proteste forderten Ramas Rücktritt. Sie werfen dem Sozialisten vor, über einen früheren FBI-Agenten Druck auf das US-Außenministerium ausgeübt haben soll, damit Washington seinen Rivalen Berisha zur unerwünschten Person erklärt. Zudem machen sie Rama für die Zunahme der Armut im Land verantwortlich.
Rama habe den FBI-Agenten Charles McGonigal "bestochen", um "die Opposition auszuschalten", sagte Berisha bei der Kundgebung seiner Anhänger in Tirana. Das US-Außenministerium hatte Berisha im Jahr 2021 die Einreise in die USA untersagt und dies mit "korrupten Handlungen" während seiner Amtszeit als Regierungschef begründet.
Charles McGonigal, ein ehemaliger hochrangiger FBI-Beamter, war im Januar in den USA wegen zwielichtiger Verbindungen zu ausländischen Akteuren festgenommen worden. Laut Anklageschrift soll er von einem ehemaligen albanischen Geheimdienstmitarbeiter 225.000 US-Dollar in bar erhalten und "enge Beziehungen zum albanischen Regierungschef unterhalten" haben.
Rama wies die Vorwürfe der Opposition zurück. Die Anklage gegen McGonigal habe "nichts mit ihm oder der albanischen Regierung zu tun".
Rama und Berisha sind politische Rivalen: Der derzeitige Regierungschef Rama ist Vorsitzender der albanischen Sozialisten; Berisha, der 1992 zum ersten nicht-kommunistischen Staatschef Albaniens seit dem Zweiten Weltkrieg gewählt worden war, ist Mitbegründer und bis heute einflussreicher Vertreter der konservativen Demokratischen Partei (PD).
Die PD und die ebenfalls zur Opposition gehörende Partei des ehemaligen Präsidenten Ilir Meta werfen Rama zudem vor, Albanien in die Armut gestürzt und eine massenhafte Auswanderung aus dem Land verursacht zu haben. In den vergangenen zwei Jahren hat Albanien eine massive Inflation erlebt - vor allem bei Grundnahrungsmitteln und Benzin, deren Preis nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine rasant in die Höhe schnellte.
K.Baro--ESF