Feuerwehr sucht nach Hochhausbrand in Spanien nach 14 Vermissten
Nach dem Hochhausbrand im spanischen Valencia mit mindestens vier Toten hat die Feuerwehr am Freitag mit der Suche nach weiteren Opfern begonnen. Feuerwehrleute in Schutzkleidung drangen gegen Mittag erstmals in den fast vollständig ausgebrannten Wohnblock in der drittgrößten Stadt Spaniens vor, um nach 14 Vermissten zu suchen. Bei der Brandkatastrophe am Donnerstagabend waren nach Angaben der Behörden mindestens vier Menschen ums Leben gekommen und mindestens 15 weitere verletzt worden.
Der Brand war am späten Nachmittag im vierten Stock des 14-stöckigen Wohnblocks im Stadtviertel Campanar der Hafenstadt ausgebrochen und hatte sich rasend schnell ausgebreitet. Das Haus mit 138 Wohnungen stand innerhalb kurzer Zeit vollständig in Flammen. 30 Löschmannschaften waren im Einsatz. Im Internet verbreitete Aufnahmen zeigten, wie Feuerwehrleute einen Vater und dessen Tochter von einem Balkon retteten.
Mehrere Experten sagten, das Feuer habe sich deshalb so rasch ausbreiten können, weil die Fassade mit hochbrennbarem Polyurethan oder Polyethylen verkleidet gewesen sei. Der Feuerwehrmann Faustino Yanguas sagte, das Fassadenmaterial sei möglicherweise ein "wesentlicher Faktor" bei der schnellen Ausbreitung der Flammen gewesen - genauso wie starke Windböen von mehr als 60 Stundenkilometern. Der Anwohner Luis Ibáñez sagte dem Sender TVE, das Gebäude habe "innerhalb von Minuten" lichterloh gebrannt, "als ob es aus Stroh wäre".
Die vier Todesopfer wurden laut Medienberichten mit Hilfe von Drohnen entdeckt. Die Löschmannschaften konnten das ausgebrannte Gebäude lange nicht betreten und mussten die verkohlten Überreste erst von außen kühlen. Die Suche nach weiteren Opfern habe "jetzt Priorität", sagte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez bei einem Besuch am Unglücksort.
15 Menschen wurden wegen unterschiedlich schwerer Verletzungen vom Rettungsdienst behandelt, darunter ein siebenjähriges Kind und sieben Feuerwehrleute. Am Freitagmorgen wurden noch sechs der 15 Verletzten im Krankenhaus behandelt, wie der Regierungschef der Region Valencia, Carlos Mazón, bekanntgab. Sie schwebten aber nicht in Lebensgefahr.
14 Bewohnerinnen und Bewohner des Hochhauses konnten bis Freitagmorgen "nicht lokalisiert werden", wie Pilar Bernabé von Valencias Regionalregierung sagte. Valencias Bürgermeisterin María José Catalá hatte in der Nacht von bis zu 15 Vermissten gesprochen, ein Vertreter der Stadtverwaltung sogar von 19 Vermissten.
"Der Gedanke, dass noch Menschen da drinnen sind und leiden, lässt einem die Haare zu Berge stehen", sagte die Anwohnerin Julia Pascual. "Es war schrecklich", sagte der 72-jährige Vicente Ferrer. Das Haus habe "schneller gebrannt" als die Figuren aus Holz und Pappmaché, die bei den auch bei Touristen beliebten Fallas-Feiern in Valencia im März angezündet werden.
In Valencia wurden drei Trauertage ausgerufen. Die Behörden sagten den betroffenen Familien Hilfen in Höhe von mehreren tausend Euro und Ersatzwohnungen zu.
Der Brand in Valencia weckt Erinnerungen an die Tragödie im Londoner Grenfell Tower im Jahr 2017. Beim Brand des 24-stöckigen Wohnhauses waren 72 Menschen ums Leben gekommen. Auch in diesem Fall breitete sich das Feuer über die hochbrennbare Fassadenverkleidung aus. Die Ermittlungen zu dem Fall laufen noch.
M.Vargas--ESF