Mindestens ein Toter bei Angriff auf Lagerhaus von UN-Hilfswerk in Rafah
Bei einem israelischen Angriff auf ein Lagerhaus des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA im Gazastreifen ist nach Angaben der Organisation mindestens ein UN-Mitarbeiter getötet worden. Bei dem Treffer auf das Lagerhaus und Verteilzentrum für Hilfsgüter in Rafah am Mittwoch seien zudem mindestens 22 UNRWA-Mitarbeiter verletzt worden, erklärte das Palästinenserhilfswerk. Bundeswehr-Flugzeuge sollen derweil Ende der Woche mit dem Abwurf von Hilfsgütern über dem Palästinensergebiet beginnen. Auch auf dem Seeweg war eine Hilfslieferung auf dem Weg zum Gazastreifen.
Das von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen erklärte, durch das "Bombardement" des Lagerhauses in Rafah seien vier Menschen getötet worden. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.
Der Angriff auf "eines der sehr wenigen noch funktionierenden UNRWA-Verteilzentren im Gazastreifen" sei erfolgt, während die Nahrungsmittelvorräte in dem Gebiet immer knapper würden und Hunger weit verbreitet sei, kritisierte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini. Der Organisation zufolge wurden seit Kriegsbeginn bereits mindestens 165 UNRWA-Mitarbeiter im Gazakrieg getötet und mehr als 150 Einrichtungen des Palästinenserhilfswerks getroffen.
Nach fünf Monaten Krieg zwischen Israel und der Hamas ist die humanitäre Lage im Gazastreifen katastrophal. Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP) befinden sich die dort lebenden 2,4 Millionen Palästinenser am Rande einer Hungersnot. Mehrere Staaten werfen inzwischen Hilfsgüter aus der Luft ab. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) beauftragte am Mittwoch die Luftwaffe, sich am Abwurf von Hilfsgütern über dem Palästinensergebiet zu beteiligten. Dafür werden zwei Hercules-Transportflugzeuge eingesetzt, der Einsatz soll bereits Ende der Woche starten und laut Pistorius "so lange wie nötig" fortgesetzt werden.
Zudem war am Mittwoch ein Schiff mit 200 Tonnen Lebensmitteln auf dem Weg von Zypern zur Küste des Gazastreifens. Ein zweites Schiff mit Hilfsgütern lag im Hafen von Larnaka bereit und soll ablegen, sobald das erste Schiff seine Mission erfolgreich beendet hat. Die im Gazastreifen herrschende Hamas kritisierte die Hilfslieferungen auf dem neu eingerichteten Seekorridor als nicht ausreichend und zu zeitaufwendig.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) schickte am Dienstag erstmals sechs Lkw mit Hilfsgütern über eine bislang nicht genutzte Landroute über ein Tor im Sicherheitszaun von Israel in den nördlichen Gazastreifen. Dabei sei "genug Nahrung für 25.000 Menschen" geliefert worden, erklärte das WFP. Notwendig seien jedoch tägliche Lieferungen über "direkte Zugangswege in den Norden" des Palästinensergebiets. Bislang gelangt die humanitäre Hilfe ausschließlich über den Süden in den Gazastreifen.
Der Gazakrieg war durch den brutalen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1160 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher insgesamt mehr als 31.200 Menschen getötet.
I.Santos--ESF