Ex-General in Guatemala wegen Vorwurf des Völkermordes an Indigenen vor Gericht
Fast 30 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs in Guatemala muss sich ein Ex-General wegen des Vorwurfs des Völkermordes an Indigenen vor Gericht verantworten. Der frühere Armeechef Benedicto Lucas García verfolgte den Prozessauftakt am Freitag per Videoschaltung aus einem Militärkrankenhaus, wo er bereits eine 58-jährige Haftstrafe wegen gewaltsamen Verschwindenlassens, Vergewaltigung und Folter verbüßt. Ihm wird in dem neuen Verfahren vorgeworfen, während der Präsidentschaft seines Bruders Fernando García zwischen 1978 und 1982 an der Ermordung von mehr als 1200 Ixil-Maya beteiligt gewesen zu sein.
Dem 91-Jährigen Ex-Armeechef werden Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gewaltsames Verschwindenlassen zur Last gelegt. So soll er dutzende Massaker in Dörfern in der westlichen Region Quiché geplant und ausgeführt haben. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm mehr als 100 Jahre Haft.
Nach Angaben des Menschenrechtsanwalts Nery Rodenas liegen in dem Prozess mehr als 80 Gutachten vor. Zudem kommen etwa 30 Überlebende als Zeugen zu Wort. "Wir hoffen, dass das Gericht diese Beweise für ausreichend hält, um eine Verurteilung auszusprechen", sagte Rodenas der Nachrichtenagentur AFP.
Es ist bereits der zweite Prozess im Zusammenhang mit Massakern an guatemaltekischen Ureinwohnern während des jahrzehntelangen Bürgerkrieges in dem zentralamerikanischen Land. Im Jahr 2013 war der frühere Machthaber Efraín Ríos Montt wegen des Völkermords am Volk der Ixil-Maya zu 80 Jahren Haft verurteilt worden. Der Prozess war der erste Versuch einer juristischen Aufarbeitung der Verbrechen während des Bürgerkrieges.
In dem Bürgerkrieg von 1960 bis 1996 zwischen Armee und linksgerichteter Guerilla wurden laut dem Bericht einer Wahrheitskommission etwa 200.000 Menschen getötet oder verschwanden, darunter mindestens 1300 Ureinwohner. Die Ixil-Maya wurden vom Militär beschuldigt, die Guerilla zu unterstützen.
L.M. Del Campo--ESF