Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr auf fast sechs Millionen gestiegen
Die Zahl der Straftaten in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent auf 5,94 Millionen gestiegen. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2023 hervor, aus der die "Welt am Sonntag" am Samstag vorab zitierte und die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag vorstellen will. Die Gewaltkriminalität erreichte demnach mit rund 215.00 Fällen den Höchststand seit 15 Jahren.
Im Deliktbereich der "gefährlichen und schweren Körperverletzung" stieg die Zahl um 6,8 Prozent auf 154.541 Fälle, wie es in dem Bericht heißt. Das war die höchste bislang dokumentierte Fallzahl. Auch die "vorsätzliche einfache Körperverletzung" nahm auf 429.157 Fälle zu, ein Anstieg um 7,4 Prozent. Der bisherige Höchststand sei 2016 mit 406.038 Fällen registriert worden.
"Konflikte werden schneller mit Fäusten statt mit Worten gelöst. Die Zündschnur ist kürzer geworden", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) der Zeitung. Kriege und Krisen hätten die Stimmung zusätzlich angeheizt. "Das ist wie ein großes Pulverfass."
Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte der Zeitung: "Es ist anzunehmen, dass der Anstieg bei der Gewaltkriminalität nicht mehr allein mit Nachholeffekten nach der Corona-Pandemie zu erklären ist." Plausible Gründe seien etwa die Inflation, die wieder höhere Mobilität nach der Pandemie und Migrationsbewegungen. Die Zahl der Delikte lag laut "WamS" um 9,3 Prozent höher als 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie.
Unionspolitiker fordern die Bundesregierung angesichts zunehmender Gewaltkriminalität zum Handeln auf. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann bezeichnete die Entwicklung gegenüber der "Rheinischen Post" (Montagsausgabe) als "erschreckend". Die Bundesregierung müsse "endlich ihre Prioritäten richtig ordnen und auch unbequeme Wahrheiten in den Blick nehmen", sagte Linnemann. "Dazu gehört, dass die weiter hohe illegale Migration immer mehr auch zu einem Sicherheitsrisiko wird."
Die Zahl der Tatverdächtigen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7,3 Prozent auf 2,246 Millionen, wie die "Welt am Sonntag" aus der Statistik zitierte. Von diesen besaßen 923.269 keinen deutschen Pass, das sind rund 41 Prozent. Die Zunahme von Tatverdächtigen ohne deutschen Pass lag laut Bericht bei fast 18 Prozent.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte dem Blatt: "Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass sich insbesondere die unkontrollierte Zuwanderung negativ auf die Sicherheitslage auswirkt." Es sei deshalb "nach wie vor wichtig, straffällige Ausländer, die eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit sind, nach Verbüßen der Strafe möglichst unverzüglich außer Landes zu bringen".
Bei der Gewaltkriminalität legte im Einzelnen die Zahl der Raubdelikte um rund 17 Prozent auf 44.857 zu, die Zahl der Messerangriffe stieg um knapp zehn Prozent auf 8951, wie die "Welt am Sonntag" berichtete.
Eine geringe Zunahme um zwei Prozent gab es laut Bericht dagegen bei Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen, es waren insgesamt 2282 Fälle. Die Zahl der Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und sexuellen Übergriffe im besonders schweren Fall stieg um 2,4 Prozent auf 12.186 Fälle. Die Aufklärungsquote aller erfassten Straftaten betrug laut Bericht 58,4 Prozent.
M.F.Ramírez--ESF