Erste Reise seit Monaten: Papst besucht in Venedig Gefängnis und hält Messe
Bei seiner ersten Reise seit gut einem halben Jahr hat Papst Franziskus ein Frauengefängnis in Venedig besucht und anschließend eine Messe vor 10.000 Menschen auf dem Markusplatz gefeiert. Der 87-Jährige, der in den vergangenen Monaten wegen gesundheitlicher Probleme nicht gereist war, verwies bei seiner Predigt am Sonntag auf die "bezaubernde Schönheit" Venedigs und warnte vor Klimawandel und Massentourismus.
Venedig sei eins mit den Gewässern, die es umgeben, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in seiner Predigt. Ohne die Pflege und den Schutz dieser natürlichen Umgebung könne die Stadt im schlimmsten Fall aufhören zu existieren.
Venedig, "das schon immer ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs war, ist dazu berufen, ein Zeichen der Schönheit zu sein, das allen offen steht", betonte der Papst, dessen Besuch in der Lagunenstadt an dem Wochenende erfolgte, an dem Venedig eine neue Eintrittsgebühr von fünf Euro für Tagesbesucher einführte.
Durch die an 29 besonders geschäftigen Tagen im Jahr 2024 geltende Maßnahme soll der Tourismus in der Unesco-Welterbestätte unter Kontrolle gebracht werden. Für die Messe mussten Teilnehmer ein Ticket vorweisen, für Touristen war der Platz derweil gesperrt.
Am Morgen war Papst Franziskus mit dem Hubschrauber auf der vor Venedig gelegenen Insel Giudecca gelandet, wo er ein Frauengefängnis besuchte. Franziskus begrüßte die etwa 80 Insassinnen einzeln und forderte sie dazu auf, ihr Leben "Stück für Stück, gemeinsam und mit Entschlossenheit" während der Zeit hinter Gittern wieder aufzubauen.
"Das Leben in Gefängnissen ist harte Realität. Überbelegung, fehlende Einrichtung und Mittel sowie Gewalt sorgen für viel Leid", sagte das Kirchenoberhaupt. Die Strafvollzugsbehörden müssten den Gefangenen Raum für "menschliches, spirituelles, kulturelles und berufliches Wachstum" bieten und so für ihre "gesunde Wiedereingliederung" sorgen.
Giudecca ist auch ein Schauplatz der zur Zeit in der Stadt laufenden 60. Biennale für zeitgenössische Kunst. Der Papst besuchte eine Ausstellung über das Leben der inhaftierten Frauen und würdigte Kunst als wichtigen Beitrag im Kampf gegen "Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Ungleichheit und für das ökologische Gleichgewicht". Laut dem Chefkurator der Kunstausstellung, José Tolentino de Mendonça war es das erste Mal, dass ein Papst die Biennale besuche.
Nach dem Gefängnis-Besuch fuhr Franziskus mit einem Schnellboot zur Basilika Santa Maria della Salute, einem venezianischen Wahrzeichen am südlichen Ende des Canal Grande. Er sprach zu 1500 dort versammelten jungen Menschen und forderte sie auf, sich in der Welt zu engagieren: "Ihr müsst furchtlos gegen den Strom schwimmen: Nehmt das Leben in die Hand, engagiert euch, schaltet den Fernseher aus und öffnet das Evangelium, lasst das Handy liegen und begegnet den Menschen", sagte der Papst.
Für Franziskus ist der Besuch in Venedig die erste Reise seit einem Marseille-Besuch im September. Im vergangenen Dezember hatte er wegen einer Bronchitis seine Teilnahme bei der UN-Klimakonferenz in Dubai abgesagt. Am Karfreitag verzichtete er wegen gesundheitlicher Probleme kurzfristig auf die traditionelle Kreuzweg-Prozession in Rom. Auftritte absolviert er im Rollstuhl sitzend.
Trotz seiner gesundheitlichen Probleme stehen für den Papst in den kommenden Monaten weitere Reisen an. Im Mai wird er in Verona erwartet, im Juli in Triest. Zudem plant er eine zwölftägige Asien-Reise im September, die ihn unter anderem nach Indonesien, Papua-Neuguinea und Singapur führen wird.
D.Serrano--ESF