Schwere Überschwemmungen in Brasilien: Zahl der Toten steigt auf 29
Die Zahl der Toten durch schwere Überschwemmungen im Süden Brasiliens ist auf 29 gestiegen. 60 weitere Menschen würden nach der "schlimmsten Katastrophe" in der Geschichte des Bundesstaats Rio Grande do Sul noch vermisst, sagte Gouverneur Eduardo Leite am Donnerstag. Die Opferzahl könne daher noch steigen. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte den Betroffenen bei einem Besuch im Katastrophengebiet die Hilfe seiner Regierung zu.
Starkregen hatte in Rio Grande do Sul zu Überschwemmungen und Erdrutschen geführt, die Behörden riefen den Katastrophenzustand aus. In fast 150 Orten in dem Bundesstaat haben die Wassermassen Schäden angerichtet. Mehr als 10.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Bisher hätten die Behörden 29 Tote und 36 Verletzte registriert, sagte Gouverneur Leite. Schweren Herzens könne er aber jetzt schon sagen, dass es "noch mehr" Tote und Verletzte geben werde.
Lula besuchte am Donnerstag in Begleitung mehrerer Kabinettsmitglieder die Stadt Santa Maria. Zusammen mit Leite und anderen Verantwortlichen nahm er an einem Koordinierungstreffen für die Rettungsaktionen teil, wie die Regierung mitteilte. Die Regierung in Brasília werde die Behörden in Rio Grande do Sul "zu 100 Prozent" unterstützen, sagte der Präsident.
Die Regierung hat nach eigenen Angaben bereits zwölf Flugzeuge, 45 Fahrzeuge und zwölf Boote sowie mehr als 600 Soldaten zur Verfügung gestellt, um bei der Räumung von Straßen, der Verteilung von Hilfsgütern und der Einrichtung von Notunterkünften zu helfen. Lula hatte zuvor bereits Bundeshilfen für die Katastrophenbewältigung zugesagt und hervorgehoben, dass das Hochwasser eine Folge des Klimawandels sei.
Brasilien hat in den vergangenen Monaten immer wieder unter Extremwetterereignissen wie Hitzewellen und Starkregen gelitten. Experten zufolge führt die Erderwärmung dazu, dass solche Ereignisse häufiger und intensiver auftreten. Derzeit werden die Wetterextreme jedoch auch durch das Klimaphänomen El Niño verstärkt.
In Rio Grande do Sul sollte es auch am Donnerstag weiter regnen. Der Fluss Guaíba, der in einigen Gebieten bereits über die Ufer getreten ist, sollte den Prognosen zufolge am Freitag einen Pegelstand von vier Metern erreichen.
Wegen überfluteter Straßen und eingestürzter Brücken waren in Rio Grande do Sul ganze Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten, vielerorts waren auch die Telefon- und Internet-Verbindungen unterbrochen. Hunderttausende Menschen waren von der Trinkwasser- und Stromversorgung abgeschnitten. Viele Familien warteten auf Hausdächern auf ihre Rettung. In Santa Cruz do Sul wurden Menschen, darunter viele Kinder, in Booten in Sicherheit gebracht.
"So etwas habe ich noch nie gesehen, es steht alles unter Wasser", sagte der 52-jährige Raul Metzel aus dem Ort Capela de Santana. In der Stadt Cotiporã trat nach einem Dammbruch der Fluss Taquari über die Ufer. "Ich bin hierher gekommen, um den Menschen zu helfen und sie aus dem Hochwasser zu holen, denn es ist sehr gefährlich. Die Strömung ist sehr stark", sagte der Fischer Guilverto Luiz, der sich an Rettungsaktionen in São Sebastião do Caí beteiligte.
Die Situation in der Stadt Sinimbu sei "ein Albtraum", sagte die Bürgermeisterin Sandra Backes. "Sinimbu ist wie ein Kriegsgebiet, völlig zerstört. Alle Geschäfte, Betriebe, Supermärkte - alles ist verwüstet", sagte sie in einem Video im Onlinedienst Instagram.
R.Abreu--ESF