Tödliche Bootsunglücke im Mittelmeer: Suche nach dutzenden Vermissten
Nach zwei Bootsunglücken im Mittelmeer mit mindestens elf Todesopfern sucht die italienische Küstenwache nach dutzenden vermissten Migranten. Seit Sonntagabend werde "infolge des Schiffbruchs eines Segelboots mit Migranten an Bord" vor der Küste der süditalienischen Region Kalabrien nach "möglicherweise vermissten Personen" gesucht, erklärte die Küstenwache am Montag. Wie die deutsche Hilfsorganisation Resqship mitteilte, war in der Nacht zu Montag auch ein Boot vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa in Seenot geraten.
Wie Resqship mitteilte, rettete die Crew des Motorsegelschiffs "Nadir" zwischen Libyen und Lampedusa 51 Menschen von einem Holzboot. Im Unterdeck des Bootes, das bereits mit Wasser vollgelaufen war, befanden sich den Angaben zufolge auch zehn Tote. "Zwei Bewusstlose konnten wir noch lebend aus dem Unterdeck retten", erklärte Ingo Werth, Skipper der "Nadir", laut der Organisation. Zur Rettung einer der beiden "mussten wir das Deck mit einer Axt öffnen".
Die Überlebenden seien von der italienischen Küstenwache übernommen worden, erklärte Resqship weiter. Die zehn Todesopfer seien auf dem Holzboot geblieben, das die "Nadir" nach Lampedusa geschleppt habe. Den Überlebenden zufolge habe das Boot im libyschen Suwara abgelegt. Die Hälfte der Insassen stammt laut Resqship aus Bangladesch, weitere Passagiere stammen aus Pakistan, Syrien und Ägypten.
Die italienische Küstenwache rettete indes nach eigenen Angaben vor der Küste Kalabriens zwölf Menschen von einem Segelboot. Ein Insasse kam bei dem Rettungseinsatz ums Leben.
Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete, suchten die Rettungskräfte zudem nach gut 50 Vermissten, die nach Angaben von Überlebenden über Bord gegangen waren. Der Sender Radio Radicale hingegen bezifferte die Zahl der Vermissten auf 64. Demnach handelt es sich um Menschen aus Afghanistan und dem Iran.
Nach Angaben der Küstenwache kam das Segelboot wahrscheinlich aus der Türkei. Französische Segler hatten die Schiffbrüchigen demnach 120 Seemeilen vor der Küste entdeckt, die Küstenwache alarmiert und zwölf Überlebende an Bord genommen. Die Geretteten wurden später auf ein Schiff der Küstenwache gebracht, das sie zum Hafen Roccella Jonica brachte.
Die Küstenwache und die EU-Grenzschutzagentur Frontex setzten die Suche am Montag fort. Zur Zahl der Vermissten machte die Küstenwache keine Angaben.
Überdies rettete die Hilfsorganisation SOS Méditerranée nach eigenen Angaben am Montag 54 Menschen von einem Schlauchboot in der libyschen Such- und Rettungszone. Unter den Geretteten seien auch 28 unbegleitete Minderjährige.
Das zentrale Mittelmeer ist nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt. Alleine im Jahr 2023 sind nach Angaben der IOM 3155 Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer gestorben.
A.García--ESF