Mutmaßlicher Schütze von Highland Park plante weiteren Angriff
Der wegen des Blutbads in einem Chicagoer Vorort festgenommene junge Mann hatte offenbar einen weiteren Angriff geplant. Robert Crimo habe den Angriff in Highland Park am US-Nationalfeiertag gestanden und zudem angegeben, "ernsthaft erwogen" zu haben, nach der Flucht weitere Menschen zu töten, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Dem 21-Jährigen droht wegen siebenfachen Mordes und voraussichtlich weiterer Anklagepunkte lebenslange Haft.
Crimo hatte nach Überzeugung der Ermittler am Montag mit einem Gewehr mit hoher Durchschlagskraft das Feuer auf die Zuschauer einer Parade in Highland Park im Bundesstaat Illinois eröffnet. Den Ermittlern zufolge gab er vom Dach eines Geschäftsgebäudes aus mehr als 70 Schüsse ab und tötete mindestens sieben Menschen. Mehr als 35 weitere wurden verletzt.
Dem Polizeisprecher zufolge bestätigte Crimo die Ermittlungergebnisse. Anschließend sei er in die Stadt Madison in Wisconsin gefahren, wo er einen weiteren Angriff verüben wollte, sagte er demnach der Polizei. Sein Motiv blieb hingegen weiter unklar. Es gebe keine Hinweise auf ein rassistisches oder religiöses Motiv, hatte es zuvor geheißen.
Der 21-jährige Todesschütze hatte die Tat den Ermittlern zufolge seit Wochen geplant. Der an Hals und Gesicht tätowierte junge Mann hatte sich am Tag des Angriffs als Frau verkleidet, um seine Identität zu verschleiern und leichter fliehen zu können.
Er wurde schließlich Stunden später nach fieberhafter Fahndung und einer kurzen Verfolgungsjagd im Auto seiner Mutter festgenommen. In dem Fahrzeug wurde ein zweites Gewehr gefunden. Beide Waffen hatte Crimo laut Polizei legal erworben.
Der mutmaßliche Schütze hatte in der Vergangenheit psychische Probleme und war durch drohendes Verhalten aufgefallen. 2019 wurde die Polizei gleich zwei Mal zu Crimos Haus gerufen, wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte. Beim ersten Mal wegen eines Suizidversuchs und beim zweiten Mal, nachdem Crimo nach Angaben eines Verwandten gedroht hatte, in der Familie "alle zu töten". Damals beschlagnahmte die Polizei 16 Messer, einen Dolch und ein Schwert.
Die Behörden untersuchen Beiträge und Videos, die er im Internet veröffentlichte. In einigen seiner inzwischen gelöschten Beiträge spielte der Amateur-Musiker, der sich selbst "Awake the Rapper" nennt, auf Waffen und Schießereien an. In einem anderen sagt er: "Ich hasse es, wenn andere im Internet mehr Aufmerksamkeit bekommen als ich."
Highland Parks Bürgermeisterin Nancy Rotering sagte dem Sender NBC, jeder in dem Ort kenne jemanden, der direkt von der Bluttat betroffen sei. Sie selbst habe Crimo als kleinen Jungen kennengelernt, als er Pfadfinder und sie Pfadfinderleiterin war.
"Wie kann jemand so wütend und so hasserfüllt werden, dass er sich unschuldige Leute vorknöpft, die einfach einen Tag mit der Familie verbringen", fragte die Bürgermeisterin ratlos. Der Vater des 21-Jährigen war 2019 erfolglos gegen Rotering angetreten.
Crimo droht nun lebenslange Haft. Staatsanwalt Eric Rinehart sprach von einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Haftentlassung im Falle einer Verurteilung. Die Todesstrafe wurde im Bundesstaat Illinois vor Jahren abgeschafft.
Das Blutbad am US-Nationalfeiertag hatte landesweit für Entsetzen gesorgt. Am Dienstag besuchte Vizepräsidentin Kamala Harris den Ort des Angriffs. Sie mahnte erneut einen entschiedeneren Kampf gegen Schusswaffengewalt an und warnte: "Das hier könnte überall passieren, in jeder friedliebenden Gemeinde."
A.M.Ruiz--ESF