UN-Büro "besorgt" über Hinweise auf Zwangsdeportationen von Kindern aus Ukraine
Das UN-Menschenrechtsbüro sieht nach eigenen Angaben Hinweise darauf, dass das russische Militär ukrainische Kinder nach Russland deportiert und dort zur Adoption freigibt. "Unbegleitete Minderjährige" würden "glaubhaften" Hinweisen zufolge zwangsweise in russisch besetzte Gebiete oder direkt nach Russland umgesiedelt, sagte die stellvertretende Leiterin des UN-Menschenrechtsbüros, Ilze Brands Kehris, am Mittwoch vor dem UN-Sicherheitsrat. Zuvor hatte das US-Außenministerium dem Büro des russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, die Zwangsumsiedlungen tausender Ukrainer nach Russland selbst zu organisieren.
Brands Kehris sagte, ihr Büro sei "besorgt" darüber, dass die russischen Behörden ein "vereinfachtes Verfahren" eingeführt hätten, über das Kindern ohne elterliche Fürsorge die russische Staatsbürgerschaft verliehen werde - und dass diese Kinder "zur Adoption durch russische Familien" freigegeben würden.
Brands Kehris zufolge sind russische Streitkräfte in besetzten Gebieten zudem für die "Filtration" ukrainischer Staatsbürger verantwortlich. Dabei müssten sich die Betroffenen unter anderem körperlicher Durchsuchungen unterziehen und sich dafür teils vollständig entkleiden. Außerdem würden ihre Mobilgeräte durchsucht.
Ukrainische Bürger, denen Russland eine Nähe zur Regierung oder den Streitkräften Kiews vorwerfe, seien gefoltert und in russische Strafkolonien verschickt worden, ergänzte sie. Mit besonders großer Sorge erfülle ihr Büro die Gefahr sexuellen Missbrauchs, denen Mädchen und Frauen während der "Filtration" ausgesetzt seien.
Ein Sprecher des US-Außenministerium hatte Russland zuvor "Filtrationen" russisch besetzter ukrainischer Gebiete im Rahmen der geplanten Annexion vorgeworfen. Insbesondere zielten diese auf Menschen, die eine Gefahr für die russische Herrschaft darstellen könnten. Zudem verfüge die US-Regierung über Informationen darüber, dass Angestellte des russischen Präsidentenbüros "Listen von Ukrainern" anlege, die einer "Filtration" zu unterziehen seien. Der Kreml erhalte zudem Berichte über Ausmaß und Fortschritt dieser Vorgänge.
Im Juli hatte bereits US-Außenminister Antony Blinken Moskau die Zwangsumsiedlung von bis zu 1,6 Millionen Ukrainern vorgeworfen.
M.Ortega--ESF