Polizistinnen wegen Flucht vor Schusswechsel erneut vor Gericht
Sie wollen einen verletzten Kollegen während eines Schusswechsels allein gelassen haben: Vor dem Landgericht im nordrhein-westfälischen Hagen hat am Montag der Berufungsprozess gegen zwei Polizistinnen begonnen, die zuvor vom Amtsgericht Schwelm zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden. Ihnen wird gemeinschaftliche versuchte gefährliche Körperverletzung im Amt durch Unterlassen vorgeworfen.
Die inzwischen 33 und 38 Jahre alten Polizistinnen sollen im Mai 2020 bei Gevelsberg zufällig an dem Geschehen vorbeigekommen sein. Zwei Polizisten wollten dort bei einer Verkehrskontrolle einen Autofahrer überprüfen. Dieser zog plötzlich eine Waffe und schoss auf die beiden, die das Feuer erwiderten. Der Autofahrer wurde bereits zu einer Haftstrafe verurteilt.
Die Polizistinnen sollen ihr Einsatzfahrzeug in der Nähe geparkt haben. Obwohl sie den Schusswechsel bemerkten, hätten sie nicht geholfen, lautet der Vorwurf. Stattdessen seien sie weggelaufen, obwohl ihnen bewusst gewesen sein soll, dass sie ihren bereits zu Boden gegangenen Kollegen der Gefahr erheblicher Verletzungen aussetzten.
Das Amtsgericht Schwelm verurteilte sie im November zu jeweils einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung. Bei einer rechtskräftigen Verurteilung hätten sie ihren Beamtenstatus verloren. Sie legten aber Berufung gegen das Urteil ein. In Hagen wurde der ganze Fall deswegen noch einmal aufgerollt.
Am Montag hätten die beide Angeklagten ihre Sicht des Hergangs geschildert, sagte ein Gerichtssprecher. Auch die Videos, die von der Dashcam des Polizeiwagens aufgezeichnet worden waren, seien angeschaut worden. Zudem habe das Gericht die Funksprüche aus jener Nacht abgehört. Schließlich hätten Zeugen ausgesagt, unter anderem der zweite, nicht verletzte Polizist.
Der damals verletzte Beamte soll zum nächsten Sitzungstermin am Mittwoch kommender Woche aussagen. Dank seiner schusssicheren Weste habe er nur ein schweres Hämatom davongetragen und den Schusswechsel ansonsten körperlich unbeschadet überstanden, sagte der Sprecher. Am Mittwoch kommender Woche soll voraussichtlich bereits eine Entscheidung fallen.
A.Pérez--ESF