Womöglich gut zwei Drittel der Shanghaier hatten in vergangenen Tagen Corona
Im Zuge des anhaltenden massiven Corona-Ausbruchs in China haben sich in der Millionenmetropole Shanghai in den vergangenen Tagen nach offiziellen Angaben möglicherweise mehr als zwei Drittel der Bewohner mit dem Virus infiziert. Der Ausbruch könne "70 Prozent der Bevölkerung" betroffen haben, sagte der stellvertretende Leiter des Ruijin-Krankenhauses, Chen Erzhen, laut einem Blog der "Chinesischen Volkszeitung". Für die kommenden Tagen befürchten die Behörden zudem einen massiven Ausbruch in ländlichen Regionen.
In Shanghai seien die Ansteckungszahlen "20- bis 30-mal" höher als beim Ausbruch im Frühjahr 2022, erklärte Chen. Damals hatten sich rund 600.000 Menschen angesteckt. Das Ruijin-Krankenhaus gehört zu den wichtigsten Kliniken der 25-Millionen-Einwohner-Stadt Shanghai, die als wirtschaftliche Hauptstadt Chinas gilt. Infolge des Ausbruchs im vergangenen Jahr war in der Metropole ein rund zweimonatiger harter Lockdown verhängt worden, ein Großteil der Infizierten wurde damals in Quarantänezentren verbracht.
Peking hatte jedoch Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende seine strenge Null-Covid-Politik aufgegeben. Seither wurden die Corona-Restriktionen deutlich gelockert, das Land erlebt derzeit den weltweit höchsten Anstieg an Corona-Infektionen, die Krankenhäuser sind vielerorts überfüllt.
Dem stellvertretenden Klinikleiter Chen zufolge kommen alleine in der Notaufnahme seiner Einrichtung derzeit rund 1600 Menschen täglich an. Die Zahl habe sich im Vergleich zur Zeit vor den Corona-Lockerung verdoppelt. "Mehr als 100" Rettungswagen kämen derzeit täglich an, 80 Prozent der in der eingelieferten Notfall-Patienten seien an Covid-19 Erkrankte, mehr als die Hälfte von ihnen älter als 65.
Aus dem Tongren-Krankenhaus in Shanghai berichteten AFP-Journalisten am Dienstag, dass Notfall-Patienten aus Platzmangel außerhalb des Gebäudes behandelt wurden. Die Flure des Krankenhauses waren mit Dutzenden älteren Patienten gefüllt, die auf Betten lagen und Infusionen erhielten. Mehrere von ihnen trugen Sauerstoffmasken.
In anderen chinesischen Millionenstädten wie Peking, Tianjin, Chongqing und Guangzhou ist der Höhepunkt der Infektionswelle nach Angaben der Gesundheitsbehörden bereits überschritten.
Allerdings dürfte die Infektionswelle bald die ländlichen Gebiete Chinas erreichen, in denen die gesundheitliche Versorgung erheblich schlechter ist: Millionen Menschen dürften anlässlich des chinesischen Neujahrsfests am 21. Januar aus den Metropolen zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie in ihre Heimatprovinzen reisen.
Diese Aussicht beunruhige ihre Behörde, erklärte Jiao Yahui, eine hochrangige Vertreterin der Nationalen Gesundheitskommission (NHC), am Montag im chinesischen Staatsfernsehsender CCTV. Der erwartete Corona-Ausbruch in den ländlichen Regionen stelle eine "enorme Herausforderung" dar.
O.Aceves--ESF