Zahl der Opfer nach Bombardement von Theater in Mariupol immer noch unklar
Nach dem Bombardement eines als Schutzort genutzten Theaters in der ukrainischen Stadt Mariupol ist die Zahl der Opfer immer noch unklar. Der Bombenschutzkeller des Gebäudes habe den Beschuss überstanden und einige "Erwachsene und Kinder" seien lebend hinausgekommen, erklärte die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmila Denisowa, am Freitag. Die Arbeiten, um den Zugang zu dem Keller freizubekommen, dauerten demnach an. Schätzungen zufolge hatten etwa tausend Menschen in dem Theaterkeller Schutz gesucht.
Der ukrainische Abgeordnete Sergiy Taruta erklärte, Russlands Blockade der Stadt behindere die Rettungsbemühungen. Zwar hätten es einige Menschen aus dem zerstörten Theater hinaus geschafft. Aber die anderen, "die das Bombardement überlebt haben, werden unter den Trümmern des Theaters sterben, oder sind schon tot".
Nach ukrainischen Angaben hatte Russland das Theater in Mariupol am Mittwoch bombardiert, obwohl vor beiden Seiten des Gebäudes gut sichtbar das Wort "Kinder" auf Russisch auf den Boden geschrieben worden war. Russland wies den Vorwurf zurück, den Angriff verübt zu haben, und machte wie schon nach den Angriffen auf eine Geburtsklinik in Mariupol vergangene Woche die nationalistische ukrainische Asow-Brigade verantwortlich.
Wegen Russlands Belagerung von Mariupol lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen. International löste der Beschuss des Theaters Empörung aus. Auch China, das Russlands Krieg gegen die Ukraine bislang nicht verurteilte, wandte sich gegen den Beschuss.
US-Präsident Joe Biden will am Freitag mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping über Pekings Haltung in dem Konflikt sprechen. Dabei will Biden nach Angaben seines Außenminister Antony Blinken Xi vor den "Kosten" warnen, die eine Unterstützung "von Russlands Aggression" für die Volksrepublik mit sich brächte. China solle vielmehr seinen Einfluss geltend machen, um den Krieg zu beenden.
Mariupol im Osten der Ukraine steht besonders stark unter Beschuss. Nach Behördenangaben starben dort bereits mehr als 2000 Menschen seit dem Beginn von Russlands Ukraine-Invasion am 24. Februar. "In den Straßen liegen die Leichen vieler toter Zivilisten", sagte die 58-jährige Tamara Kawunenko der Nachrichtenagentur AFP nach ihrer Flucht aus Mariupol. "Das ist nicht mehr Mariupol. Das ist die Hölle."
Nach ukrainischen Angaben stimmte Russland bei den Verhandlungen zur Beendigung des Krieges am Donnerstag der Schaffung von neun humanitären Korridoren zu. Auch ein Fluchtweg aus Mariupol sollte demnach eingerichtet werden.
Als jüngste Ziele der russischen Angriffe listete die ukrainische Regierung unter anderem einen Kindergarten und einen Markt in Charkiw auf. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj räumte am späten Donnerstagabend in einer Videobotschaft ein, dass die Lage in einigen Städten des Landes "schwierig" sei. Aber "wir werden Euch nicht im Stich lassen und wir werden ihnen nicht verzeihen", versicherte der Präsident. "Ihr werdet frei sein."
V.Martin--ESF