El Siglo Futuro - Heftige Kämpfe im Gazastreifen vor neuen Verhandlungen über Waffenruhe und Geiseln

Madrid -
Heftige Kämpfe im Gazastreifen vor neuen Verhandlungen über Waffenruhe und Geiseln
Heftige Kämpfe im Gazastreifen vor neuen Verhandlungen über Waffenruhe und Geiseln / Foto: © AFP

Heftige Kämpfe im Gazastreifen vor neuen Verhandlungen über Waffenruhe und Geiseln

Ungeachtet neuer Verhandlungsbemühungen um eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen geht Israel weiter unvermindert gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen vor. Die israelische Armee setzte nach eigenen Angaben ihre "Anti-Terror-Einsätze" gegen Ziele der Hamas und des Islamischen Dschihad in der Stadt Gaza am Dienstag fort. Unterdessen traf CIA-Chef William Burns zu neuen Gesprächen in Ägypten ein. UN-Experten warfen Israel eine "gezielte Hungerkampagne" vor.

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Bisher seien bei dem Einsatz in der Stadt Gaza Dutzende "Terroristen" getötet und zahlreiche Waffen lokalisiert worden, erklärte die israelische Armee. Die Bevölkerung solle zunächst in den Westen und dann in den Süden flüchten, hieß es weiter. Bewohner von Gaza berichteten von nächtlichen "Explosionen und zahlreichen Feuergefechten" sowie von Hubschrauberangriffen auf südwestliche Stadtteile. Nach Angaben des bewaffneten Arms der Hamas waren die Kämpfe "die heftigsten seit Monaten".

Die israelische Armee warf der Hamas und dem Islamischen Dschihad vor, "systematisch" gegen das Völkerrecht zu verstoßen. Die beiden militanten Palästinenserorganisationen würden zivile Strukturen ausnutzen und die Bewohner des Gazastreifens als menschliche Schutzschilde missbrauchen, um "Terrorangriffe gegen den Staat Israel" zu starten.

Ausgelöst worden war der Krieg im Gazastreifen durch den Großangriff von Kämpfern der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen auf Israel am 7. Oktober. Dabei waren nach israelischen Angaben 1195 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. 116 werden demnach noch immer dort festgehalten, 42 von ihnen sollen tot sein.

Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Die israelische Regierung hat erklärt, die Hamas vernichten zu wollen. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 38.200 Menschen getötet.

Trotz internationaler Bemühungen gibt es in den zähen Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine Waffenruhe und die Geisel-Freilassung bislang kaum Fortschritte. Wie die AFP aus Verhandlungskreisen erfuhr, werden die Chefs der CIA und des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, William Burns und David Barnea, am Mittwoch zu einem erneuten Treffen mit dem katarischen Regierungschef Mohammed bin Abdelrahman al-Thani in Doha erwartet. Vor der Verhandlungsrunde in Katar traf CIA-Chef Burns jedoch in Kairo ein, wo er den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sissi treffen wollte.

Die Hamas beschuldigt Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, die indirekten Verhandlungen zu blockieren. Hamas-Chef Ismail Hanija warnte die Vermittler am Montag, dass "die Massaker, Morde, Vertreibungen" in der Stadt Gaza und die "katastrophalen Folgen" der aktuellen Ereignisse "die Verhandlungen wieder an den Anfang zurückbringen" könnten.

Israel hatte am Montag angesichts verstärkter Einsätze in mehreren zentralen Vierteln seinen Evakuierungsaufruf für Gaza erweitert. Ein Armeesprecher rief die Bewohner zum Verlassen der Viertel Sabra, Rimal, Tal al-Hawa und al-Daradsch auf. Seit Ende Juni hatte es bereits zwei ähnliche Aufrufe gegeben.

Die Vereinten Nationen reagierten am Dienstag bestürzt auf die neuen Evakuierungsaufrufe. Das UN-Menschenrechtsbüro erklärte, es sei "entsetzt" darüber, dass Bewohner der Stadt Gaza erneut zur Flucht in Gebiete aufgerufen würden, "in denen die Armee Militäroperationen durchführt und in denen weiterhin Zivilisten getötet und verletzt werden".

Überdies warfen UN-Menschenrechtsexperten Israel eine "gezielte Hungerkampagne" im Gazastreifen vor. Israels "vorsätzliche und gezielte Hungerkampagne gegen das palästinensische Volk" sei "eine Form von genozidaler Gewalt" und habe zu einer "Hungersnot im gesamten Gazastreifen geführt", erklärten zehn unabhängige vom UN-Menschenrechtsrat ernannte Experten am Dienstag. Seit dem 7. Oktober seien "34 Palästinenser an Unterernährung gestorben, die meisten von ihnen Kinder".

Israels Vertretung bei den Vereinten Nationen in Genf wies die Erklärung zurück. Die "sogenannten Experten" seien es "gewohnt, Falschinformationen zu verbreiten, die Propaganda der Hamas zu unterstützen und die Terrororganisation vor prüfenden Blicken zu schützen".

S.Elizondo--ESF