Amtsinhaber Farmajo erreicht bei Präsidentenwahl in Somalia die zweite Runde
Bei der Abstimmung von Somalias Volksvertretern über den künftigen Staatschef hat es Amtsinhaber Mohamed Abdullahi "Farmajo" Mohamed in die nächste Runde geschafft. Auch Ex-Präsident Hassan Sheikh Mohamud, der frühere Regierungschef Hassan Ali Khaire und das Oberhaupt des Bundesstaates Puntland, Said Abdullahi Dani, kamen weiter, wie der Vorsitzende des somalischen Unterhauses, Sheikh Adan Mohamed Nur, am Sonntag mitteilte.
Die Abstimmung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in einem Hangar im Flughafen der Hauptstadt Mogadischu statt. Wenn im zweiten Wahlgang keiner der vier Kandidaten eine Zwei-Drittel-Mehrheit von mindestens 184 Stimmen erreicht, wird erneut abgestimmt.
Somalias Staatschef wird nicht vom Volk bestimmt, sondern nach einem komplexen indirekten System: Vertreter der Bundesstaaten und Clans wählen die Parlamentsabgeordneten, die wiederum den Präsidenten bestimmen.
Zunächst hatten 35 Kandidaten zur Wahl gestanden, darunter mit Ex-Außenministerin Fawzia Yusuf Adan nur eine Frau. Vier weitere Anwärter hatten ihre Kandidatur bereits am Samstag zurückgezogen.
Die Präsidentenwahl in dem krisengebeutelten, ostafrikanischen Land fand mit über einem Jahr Verspätung statt. Zu Beginn der Abstimmung waren in der Nähe des Flughafens Explosionen zu hören. Opfer wurden keine gemeldet, die Vorfälle führten aber die fragile Sicherheitslage in Somalia vor Augen.
Am Samstag war in Mogadischu für die Zeit der Wahl eine Ausgangssperre verhängt worden. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus offiziellen Quellen erfuhr, wurden die Flüge nach Mogadischu ebenfalls eingestellt. Soldaten der Afrikanischen Union (AU) sicherten die Wahl ab. Große Teile Somalias werden von der mit dem Extremistennetzwerk Al-Kaida verbündeten Schebab-Miliz kontrolliert.
Bei zwei Selbstmordattentaten im Zentrum des Landes waren im März 48 Menschen getötet worden, unter ihnen zwei Politiker. Vergangene Woche starben bei einem Angriff auf einen Stützpunkt der Afrikanischen Union zehn burundische Friedenssoldaten.
Das Land am Horn von Afrika steckt seit Anfang 2021 in einer politischen Krise, als die Amtszeit Farmajos endete, jedoch kein Nachfolger gewählt wurde. Das Parlament verlängerte damals Farmajos Amtszeit - eine Entscheidung, die blutige Straßenkämpfe in Mogadischu entfachte und das Land weiter destabilierte.
"Wir sind es leid, mit der Unsicherheit zu leben", sagte Muktar Ali, ein Bewohner von Mogadischu, AFP am Sonntag. "Ich hoffe, dass ein Präsident gewählt wird und heute dieser Unsinn zu Ende geht."
Auf den neuen Staatschef warten enorme Herausforderungen: Er muss nicht nur den islamistischen Aufstand bekämpfen, sondern auch die Folgen einer verheerenden Dürre. Die Präsidentenwahl ist außerdem für die wirtschaftliche Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung.
71 Prozent der Bevölkerung müssen mit weniger als 1,90 US-Dollar (1,80 Euro) pro Tag auskommen. Ein Hilfspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 400 Millionen Dollar läuft am Dienstag automatisch aus, wenn bis dahin keine neue Regierung im Amt ist.
R.Salamanca--ESF