Umweltverband fordert "Waldwende" von Bund und Ländern
Vor der Sonderkonferenz der Agrarminister von Bund und Ländern zum Thema Wald hat der Umweltverband BUND konsequente Schritte gefordert, um Wälder in Deutschland langfristig zu erhalten. "Unsere Wälder sind durch mehrere Dürrejahre, zu intensive Forstwirtschaft und den großflächigen Anbau von Nadelbäumen geschwächt", sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Wir fordern eine ökologische Waldwende." So müsse mindestens ein Zehntel der Waldfläche als Naturwald ausgewiesen werden, in den die Forstwirtschaft nicht mehr eingreifen dürfe.
Zudem brauche es "einen sofortigen Einschlagstopp in über 100 Jahre alten Laubwäldern in öffentlicher Hand", sagte Bandt weiter. Auch der zügige Umbau von Nadelforsten zu Laubwäldern und ein anderer Umgang mit Wildtieren wie Rehen, die Neupflanzungen als Nahrungsquelle nutzen und damit beschädigen, seien nötig.
Die Holzindustrie warnte ihrerseits davor, die Waldnutzung zu reduzieren. "Wir benötigen den regionalen Rohstoff Holz. Es darf kein weiterer Wald aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen oder diese Nutzung beschränkt werden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie (HDH), Denny Ohnesorge, dem RND. Schon derzeit wachse viel mehr Holz nach als genutzt werde. "Auf entsprechende Pläne sollten die Länder verzichten", betonte er.
Laut Waldzustandsbericht von Bund und Ländern gilt dem Bericht zufolge nur noch jeder fünfte Baum in Deutschland als gesund. Die Agrarminister von Bund und Ländern kommen am Montag zu einer Video-Sonderkonferenz zum Thema Wald zusammen.
Die deutschen Waldbesitzer klagten über Milliardenschäden durch Dürre und Borkenkäferbefall. Der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, Georg Schirmbeck, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagausgabe) : "Wir reden von einem materiellen Schaden in Höhe von 12,5 Milliarden Euro, verteilt über drei Krisenjahre. Da sind Vermögenswerte regelrecht vernichtet worden."
Deutlich darüber werden nach Aussage des Verbandschefs die Kosten für Wiederaufforstung, aber auch für die Anpassung an den Klimawandel liegen: "Der Umbau des deutschen Waldes wird, sehr vorsichtig geschätzt, 50 Milliarden Euro kosten", sagte Schirmbeck vor der Sonder-Agrarministerkonferenz. Der Staat müsse die Waldbesitzer dabei unterstützen: "Meine Vorstellung: eine Milliarde Euro pro Jahr."
Auch in diesem Jahr geht Schirmbeck davon aus, dass die Borkenkäfer wieder außergewöhnlich große Schäden in den Wäldern anrichten werden. Hinzu komme die Trockenheit im Frühjahr, die besonders Ostniedersachsen und Brandenburg betreffe.
cp
M.E.Molina--ESF