Israelische Regierung bekennt sich zu Angriffen auf Hisbollah-Pager
Die israelische Regierung hat sich zur Anordnung der Angriffe auf Pager der libanesischen Hisbollah-Miliz im Libanon vor knapp zwei Monaten bekannt. Regierungschef Benjamin Netanjahu habe "am Sonntag bestätigt, dass er den Pager-Einsatz im Libanon bewilligt hat", sagte sein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP mit Blick auf die tödlichen Explosionen von Pagern Mitte September. Bei erneuten israelischen Angriffen auf mehrere Ort im Libanon am Sonntag wurden laut libanesischen Angaben mindestens 38 Menschen getötet.
Laut Netanjahus Sprecher Omer Dostri äußerte sich der Ministerpräsident bei der wöchentlichen Kabinettssitzung zu den Pager-Explosionen. Es war das erste Mal, dass die israelische Regierung sich öffentlich zu der Urheberschaft der Angriffe bekannte, die die Handschrift des Geheimdienstes Mossad trugen.
Bei der Explosion hunderter Pager der pro-iranischen Hisbollah im Libanon am 17. September waren dutzende Menschen getötet und mehrere tausend weitere verletzt worden. Am 18. September gab es eine weitere Angriffswelle, bei der hunderte Walkie-Talkie-Funksprechgeräte von Hisbollah-Kämpfern explodierten.
Insgesamt waren 39 Menschen getötet und fast 3000 weitere verletzt worden. Die mit der radikalislamischen Hamas verbündete Hisbollah drohte Israel daraufhin mit einer "neuen Phase der Abrechnung". Auf die Explosionen folgten massive Angriffe beider Seiten. Bei israelischen Angriffen wurden mehrere Hisbollah-Anführer getötet. Am 1. Oktober griff der Iran Israel zum zweiten Mal in diesem Jahr mit Raketen an. Israel reagierte Ende Oktober mit einem Luftangriff auf iranische Militärziele.
Die Hisbollah-Miliz im Libanon hatte einen Tag nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit regelmäßigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Als Reaktion beschoss Israel Ziele im Nachbarland. Seit einigen Wochen hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Ziele der Hisbollah im Libanon deutlich verstärkt und zudem Ende September auch Bodeneinsätze gegen Stellungen der pro-iranischen Miliz im Südlibanon begonnen.
Bei erneuten israelischen Angriffen auf mehrere Ziele im Libanon wurden am Sonntag laut libanesischem Gesundheitsministerium mindestens 38 Menschen getötet. Demnach griff Israel unter anderem Ziele in der östlichen Region Baalbek, eine Hisbollah-Hochburg, an. Dabei seien in den Ortschaften Seghrin und Tschaat acht Menschen und in Serin und Bednajel vier weitere getötet worden.
Zuvor hatte das libanesische Gesundheitsministerium bereits über einen israelischen Angriff auf die Ortschaft Almat nördlich von Beirut informiert. Dabei wurden mindestens 23 Menschen, unter ihnen sieben Kinder, getötet. Zudem gab es laut Gesundheitsministerium sechs Verletzte.
Der Angriff war nach Angaben aus Sicherheitskreisen erfolgt, kurz nachdem ein Mitglied der pro-iranischen Hisbollah-Miliz eingetroffen war, um Vertriebene zu besuchen. Der Hisbollah-Vertreter erlag demnach im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Auf Bildern der Nachrichtenagentur AFP war zu sehen, wie sich Rettungskräfte auf der Suche nach Verschütteten mit bloßen Händen durch die Trümmer des völlig zerstörten Gebäudes gruben. Ein Bagger schaffte derweil Steinblöcke fort, um den Sucheinsatz zu erleichtern.
Wie ein AFP-Korrespondent vor Ort berichtete, beluden Dutzende Menschen Autos mit ihren Habseligkeiten und flohen aus dem schiitischen Dorf, das in einem mehrheitlich von Christen bewohnten Gebiet des Libanons liegt. Im Online-Netzwerk Facebook schrieb ein Mann namens Ali Haidar, das zerstörte Gebäude habe seinem Großvater gehört und 35 Vertriebene aus der ostlibanesischen Region Baalbek beherbergt, vor allem "Frauen und Kinder".
Bei einem israelischen Angriff im südlibanesischen Adlun wurden am Sonntag laut Gesundheitsministerium zudem drei Rettungskräfte einer Organisation mit Verbindungen zur Hisbollah getötet.
Die israelische Armee teilte mit, sie habe einen von der Hisbollah genutzten Tunnel unter einem Friedhof in der Region zerstört.
Im Nachbarland Syrien griff die israelische Armee laut Aktivisten ein Wohnhaus im Gebiet von Sajjida Seinab, südlich von Damaskus, an. Dabei wurden neun Menschen getötet, darunter auch ein Hisbollah-Kommandeur, wie der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der AFP sagte. Zudem seien eine Mutter und ihre drei Kinder getötet worden. 14 weitere Menschen seien verletzt worden. Zudem würden Menschen vermisst.
Der getötete Hisbollah-Kommandeur war laut Rahman Libanese und für die Miliz in Syrien im Einsatz. In dem Gebäude lebten der Beobachtungsstelle zufolge sowohl Mitglieder der Miliz als auch libanesische Familien.
Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Organisation sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.
Am Samstag hatte die israelische Armee laut der Beobachtungsstelle fünf Menschen getötet, darunter vier pro-iranische Kämpfer.
Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 hat Israel hunderte Luftangriffe auf Syrien geflogen, die vor allem auf Stellungen pro-iranischer Kämpfer abzielten. Die Angriffe hatten sich zuletzt intensiviert. Israel äußert sich nur selten konkret zu seinen Luftangriffen in Syrien, betont aber immer wieder, es werde nicht zulassen, dass der Iran seinen Einfluss bis an die israelischen Staatsgrenzen ausdehne.
D.Torres--ESF