Nordkoreanischer Atomtest während Biden-Besuch in Südkorea und Japan befürchtet
Vor dem Besuch von US-Präsident Joe Biden in Südkorea und Japan verdichten sich offenbar die Hinweise auf einen bevorstehenden nordkoreanischen Atomwaffentest. "Sie suchen nur noch nach dem richtigen Zeitpunkt", sagte der südkoreanische Parlamentsabgeordnete Ha Tae Keung am Donnerstag vor Reportern. Er berief sich auf Informationen des südkoreanischen Geheimdiensts.
Zuvor hatte bereits die US-Regierung vor einem nordkoreanischen Atomwaffentest während der am Donnerstag beginnenden ersten Asien-Reise Bidens gewarnt. Das sei nach Einschätzung der US-Geheimdienste eine "echte Möglichkeit", sagte der Nationale Sicherheitsberater des Präsidenten Jake Sullivan am Mittwoch.
Gleiches gelte für einen möglichen nordkoreanischen Raketentest. Es könnte während Bidens Aufenthalt "weitere Raketentests, Langstrecken-Raketen-Tests oder einen Atomtest geben, oder, ehrlich gesagt, beides" stattfinden, ergänzte Sullivan. Die US-Regierung sei aber vorbereitet, "kurz- und längerfristige Anpassungen" bei den Streitkräften vorzunehmen.
Biden bricht am Donnerstag zu seiner ersten Asien-Reise als US-Präsident auf. Er wird am Freitag in Südkorea ankommen und dort unter anderem einen Teil der im Land stationierten 30.000 US-Soldaten besuchen. Am Sonntag fliegt Biden nach Japan weiter, wo er die Staatsspitze treffen und anschließend an einem Treffen der Quad-Allianz aus Australien, Indien, Japan und den USA teilnehmen wird.
Die Ostasien-Reise des Präsidenten wird als Teil des Versuchs der USA gesehen, ihre strategische Umorientierung nach Asien zu untermauern. Biden ist in diesem Zusammenhang bereit, die militärische Präsenz in der Region zu stärken. Die wachsende wirtschaftliche und militärische Macht Chinas lässt die jahrzehntelange US-Dominanz in der Region bröckeln.
Sicherheitsberater Sullivan sagte im Vorfeld, Biden reise "mit Rückenwind für die USA" nach Asien, nachdem die USA erfolgreich die westliche Reaktion auf die russische Invasion der Ukraine angeführt hätten. Washington sieht in den hohen militärischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Kosten des Kriegs für Moskau eine abschreckende Wirkung auf China - mit Blick auf dessen Ambitionen, Taiwan nötigenfalls auch mit militärischer Gewalt unter seine Kontrolle zu bekommen.
Die USA warnen schon seit Wochen, Nordkorea könne in nächster Zeit erstmals seit 2017 wieder einen Atomwaffentest vornehmen. Das international weitgehend isolierte und mit harten Sanktionen belegte Land hatte in den vergangenen Monaten eine Reihe von Raketentests vorgenommen. Derzeit kämpft es allerdings mit einem heftigen Corona-Ausbruch.
Biden und sein neu gewählter südkoreanischer Amtskollege Yoon Suk Yeol haben zuletzt gesagt, sie seien offen für Gespräche mit Pjöngjang - unter der Bedingung, dass Nordkorea Fortschritte bei der atomaren Abrüstung macht. Analysten halten entsprechende Schritte von Machthaber Kim Jong Un aber für praktisch ausgeschlossen.
P.Colon--ESF