Dutzende Tote bei israelischen Angriffen in mehreren Regionen des Libanon
Bei einem Angriff der israelischen Armee auf ein Gebäude in einem Wohnviertel der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Samstag nach libanesischen Angaben mindestens 15 Menschen getötet worden. Aus Kreisen libanesischer Sicherheitsbehörden verlautete, der Angriff habe einer nicht näher benannten "führenden Hisbollah-Persönlichkeit" gegolten. Einem Hisbollah-Abgeordneten zufolge war bei dem Angriff jedoch kein Vertreter der Gruppe in dem Gebäude. Weitere 30 Menschen wurden laut dem Gesundheitsministerium bei Angriffen im Osten und Süden des Landes getötet.
Die Rettungsarbeiten in den Trümmern des achtstöckigen Gebäudes in Beirut dauerten am Samstag an. Die libanesischen Behörden sprachen von mindestens 63 Verletzten.
Die Nationale Nachrichtenagentur im Libanon (NNA) berichtete, ein achtstöckiges Wohnhaus in der Al-Mamun-Straße in dem Arbeiterviertel Basta sei durch den Beschuss mit sechs israelischen Raketen vollständig zerstört worden. Vor dem Beschuss hatte es für das Viertel keinen Evakuierungsaufruf gegeben.
Vergangene israelische Angriffe ohne vorherige Warnungen an die Zivilbevölkerung hatten hochrangigen Hisbollah-Mitgliedern gegolten. Der Hisbollah-Abgeordnete Amin Scherri bestritt jedoch, dass zum Zeitpunkt des Angriffs Hisbollah-Mitglieder anwesend waren. "In den beiden anvisierten Gebäuden befand sich kein Parteimitglied", zitierte ihn NNA bei einem Besuch vor Ort.
Dem Gesundheitsministerium zufolge flog Israel auch Angriffe im Osten und im Süden des Libanon. Dabei sollen im Osten 16 Menschen getötet worden sein, acht von ihnen in der Stadt Schmostar nahe des Bekaa-Tals, die als Hisbollah-Hochburg gilt.
Bei Angriffen im Süden des Landes kamen laut dem Ministerium mindestens 14 Menschen ums Leben, fünf davon in der Küstenstadt Tyros.
Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 hatte die mit der islamistischen Palästinenserorganisation verbündete Hisbollah mit regelmäßigen Raketenangriffen vom Libanon aus eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Infolge der permanenten Angriffe wurden rund 60.000 Menschen im Norden Israels aus ihren Häusern vertrieben. Als Reaktion beschoss Israel seinerseits Hisbollah-Ziele im Nachbarland.
Seit September hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon deutlich verstärkt. Zudem startete sie Ende September Bodeneinsätze gegen Stellungen der Miliz im Südlibanon. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden in dem Konflikt seit Oktober 2023 mindestens 3650 Menschen im Libanon getötet, die meisten davon seit September 2024.
Am Samstag telefonierte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin mit seinem israelischen Amtskollegen Israel Katz. Im Anschluss erklärte Austin, die USA strebten weiter eine "diplomatische Lösung" im Libanon an. Zugleich forderte er Israel auf, "weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die verheerenden humanitären Bedingungen im Gazastreifen zu verbessern".
Katz lobte in dem Telefonat die Bemühungen der USA um eine Deeskalation und betonte das Engagement Israels für eine Wiederherstellung der Sicherheit in Nordisrael. Er erklärte auch, Israel werde weiterhin "entschlossen auf die Angriffe der Hisbollah auf die Zivilbevölkerung in Israel reagieren", wie ein Sprecher mitteilte.
Im Gazastreifen wurden am Samstag in den frühen Morgenstunden bei Luftangriffen und durch Panzerbeschuss nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde 19 Menschen getötet und 40 weitere verletzt.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den brutalen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Nach israelischen Angaben wurden dabei insgesamt 1206 Menschen getötet, viele wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion griff Israel Ziele im Gazastreifen an, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden bislang mehr als 44.100 Menschen im Gazastreifen getötet.
Am Samstag verkündete der bewaffnete Arm der Hamas den Tod einer weiteren aus Israel verschleppten Geisel. Die Frau sei im Norden des Gazastreifens getötet worden, teilte ein Sprecher der Essedin al-Kassam-Brigaden mit. Das Leben einer zweiten Geisel, die mit der nun getöteten Frau zusammen festgehalten wurde, sei ebenfalls in Gefahr, sagte der Sprecher. Nähere Angaben machte er nicht.
A.García--ESF