Pakistan: Mehr als 900 Demonstranten bei Marsch für Ex-Premier Khan festgenommen
Die Polizei in Pakistan hat nach eigenen Angaben mehr als 900 Demonstranten festgenommen, die in der Hauptstadt Islamabad für die Freilassung des inhaftierten Ex-Premierministers Imran Khan demonstriert hatten. 954 Menschen seien zwischen Sonntag und Dienstag festgenommen worden, teilte Islamabads Polizeichef Ali Nasir Rizvi am Mittwoch mit. Innenminister Mohsin Naqvi erklärte, die Sicherheitskräfte hätten "die Demonstranten mutig zurückgeworfen".
Mehr als 10.000 Anhänger Khans waren in die Hauptstadt gezogen und verstießen damit gegen eine Ausgangssperre und ein Versammlungsverbot. 20.000 Sicherheitskräfte wurden eingesetzt, um den Marsch zu beenden. Khans Partei Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI) erklärte in Onlinediensten, der Protest sei "bis auf weiteres" abgesagt.
Nach Regierungsangaben wurden bei den Protesten mindestens ein Polizist und vier staatliche Paramilitärs getötet. Die Sicherheitskräfte lösten die Demonstration schließlich am Mittwoch mit Tränengas und Schlagstöcken auf.
Ex-Regierungschef Khan war von der Parlamentswahl im Februar ausgeschlossen worden. Seine Partei PTI widersetzt sich der Regierung seither mit regelmäßigen Demonstrationen, bei denen sie öffentliche Orte in Islamabad und anderen Städten des Landes unter ihre Kontrolle bringt.
Vergangene Woche hatte die Stadtverwaltung von Islamabad ein zweimonatiges Verbot für öffentliche Versammlungen ausgesprochen. Dennoch reisten Konvois von Khans PTI aus ihren Hochburgen in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa und der bevölkerungsreichsten Provinz Punjab in die Hauptstadt und ließen sich dabei auch durch Straßensperren aus Schiffscontainern nicht stoppen.
Hauptforderung der Demonstranten ist Khans Freilassung. Der 72-jährige ehemalige Cricket-Star war von 2018 bis 2022 Pakistans Regierungschef, wurde aber schließlich durch ein Misstrauensvotum gestürzt, nachdem er sich mit dem mächtigen Militär des Landes überworfen hatte. Seit August 2023 ist Khan inhaftiert. Ihm droht ein Prozess wegen Vorwürfen, die von illegaler Eheschließung über Korruption bis hin zu Aufruf zu Ausschreitungen reichen.
E.Abril--ESF