Ukrainischer Botschafter sieht noch "viele offene Fragen" nach Merkel-Äußerungen
Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, hat grundsätzlich begrüßt, dass Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) öffentlich zu ihrer Russland-Politik Stellung bezogen hat. Es brauche eine "Aufarbeitung der Russland-Politik" sowie eine "offene Diskussion in der Gesellschaft in Deutschland" darüber, sagte Melnyk den Sendern RTL und n-tv am Mittwoch. "Deswegen war das gut, dass die Kanzlerin sich bereit erklärt hat, Stellung zu nehmen."
Er habe allerdings "viel mehr" an konkreten Antworten von Merkel erwartet, sagte der Diplomat weiter. "Denn, wenn das alles so blendend gelaufen sein soll und gar keine Fehler begangen wurden, dann ist die Frage, wieso wir seit 105 Tagen mit diesem Angriffskrieg zu tun haben." Es gebe aus seiner Sicht "immer noch viele offene Fragen". Er hoffe, "dass die Kanzlerin und auch die deutsche Politik insgesamt die Möglichkeit findet, darauf ehrliche Antworten zu geben."
Merkel hatte sich am Dienstagabend in Berlin zum ersten Mal ausführlich seit dem Ende ihrer 16-jährigen Amtszeit im Dezember öffentlich geäußert. Sie lehnte dabei eine Entschuldigung für ihre Russland-Politik ab. Sie wies auch den von Melnyk in einer vorgelesenen Frage erhobenen Vorwurf zurück, sie habe mit Appeasement-Politik gegenüber Moskau den russischen Angriff überhaupt erst möglich gemacht.
A.Amaya--ESF