KI-Entwickler bei Google warnt eindringlich vor Gefahren
Erneut hat ein prominenter Experte vor einer unkontrollierbaren Entwicklung besonders fortgeschrittener Künstlicher Intelligenz (KI) gewarnt. Geoffrey Hinton, führender KI-Entwickler beim Internetriesen Google, kündigte seinen Job und mahnte in der "New York Times" vom Montag, die Fortschritte im Feld der KI bedeuteten "ernste Risiken für die Gesellschaft und für die Menschheit". Er verwies unter anderem auf die Verbreitung von Falschnachrichten und eine Gefährdung von Arbeitsplätzen.
"Schauen Sie, wie es vor fünf Jahren war und wie es jetzt ist", sagte der manchmal "Godfather" der Künstlichen Intelligenz genannte Hinton der "NYT" mit Blick auf die rasante technologische Entwicklung. "Nehmen Sie die Differenz und projizieren Sie das nach vorne. Das ist beängstigend."
Der Wettbewerb bringe die Technologieunternehmen dazu, "in einem gefährlichen Tempo" immer neue KI zu entwickeln, sagte Hinton weiter. "Es ist schwierig sich vorzustellen, wie man die Bösen daran hindert, KI für böse Dinge einzusetzen."
Google und das Unternehmen OpenAI - das Startup, das den bekannten Chatbot ChatGPT entwickelt hat - hatten im vergangenen Jahr damit begonnen, lernende Systeme zu entwickeln, die dafür eine sehr viel größere Datenmenge als zuvor nutzen. Hinton sagte der "New York Times", diese Systeme würden aufgrund der schieren Datenmenge die menschliche Intelligenz in mancher Hinsicht in den Schatten stellen.
"Vielleicht ist was in diesen Systemen vorgeht tatsächlich viel besser als das, was im Gehirn vorgeht", sagte Hinton. Mit Blick auf Arbeitsplätze sagte der Experte, Künstliche Intelligenz könne die "Sklavenarbeit" überflüssig machen. "Aber sie könnte noch viel mehr wegnehmen."
Hinton warnte außerdem vor einer massiven Verbreitung von Falschinformationen im Internet. Bei Fotos, Videos und Texten könnten Menschen künftig nicht mehr in der Lage sein "zu wissen, was wahr ist".
Der Zeitung zufolge kündigte der Entwickler seinen Job bei Google im vergangenen Monat. Sein Chef im Unternehmen, Jeff Dean, erklärte in einer Mitteilung an US-Medien, er danke Hinton für seine Arbeit. Dean betonte, Google habe als eines der ersten Unternehmen Leitsätze für die KI-Anwendung veröffentlicht. Google fühle sich auch weiterhin "zu einem verantwortungsvollen Umgang mit KI verpflichtet". Google lerne beim Verständnis der Risiken beständig dazu - und führe gleichzeitig weiterhin "kühn" Neuerungen ein.
Erst Ende März hatten der Technologie-Milliardär Elon Musk und zahlreiche Experten eine Pause bei der Entwicklung von besonders fortgeschrittener Künstlicher Intelligenz gefordert. "KI-Systeme mit einer Intelligenz, die Menschen Konkurrenz macht, können große Risiken für Gesellschaft und Menschheit bergen", warnten auch sie. "Mächtige KI-Systeme sollten erst dann entwickelt werden, wenn wir zuversichtlich sind, dass ihre Auswirkungen positiv und ihre Risiken kontrollierbar sind."
In einem offenen Brief zu einem Stopp der KI-Entwicklung verwiesen die Unterzeichner auf einen Satz von OpenAI-Gründer Sam Altman, demzufolge irgendwann eine "unabhängige" Überprüfung notwendig sei, bevor mit dem Training neuer Systeme begonnen werde. "Wir stimmen zu", schreiben die Verfasser des Briefes. "Der Zeitpunkt ist jetzt."
Am Dienstag untersagte der südkoreanische Elektronikriese Samsung seinen Beschäftigten in den Sparten Mobilfunk und Haushaltsgeräte die Nutzung des Chatbots ChatGPT. Grund seien "Fälle von Missbrauch" des Chatbots, teilte Samsung Electronics mit. In einem Schreiben an die Beschäftigten, das der Nachrichtenagentur AFP vorlag, heißt es, Samsung arbeitete daran, Wege zu finden, um KI-gestützte Systeme "in einer sicheren Umgebung für Beschäftigte" zu nutzen, so dass Arbeitseffizienz und Bequemlichkeit gesteigert werden könnten.
G.Alamilla--ESF