Israelischer UN-Botschafter heftet sich gelben Judenstern an - Kritik aus Israel
Aus Protest gegen die jüngste UN-Resolution zum Krieg in Nahost hat sich Israels UN-Botschafter Gilad Erdan im UN-Sicherheitsrat einen gelben Judenstern angeheftet. Er will dieses Symbol der Judenverfolgung durch die Nazis so lange tragen, bis der Sicherheitsrat die "Gräueltaten" der radikalislamischen Hamas gegen Israelis klar verurteilt, wie er sagte. In Israel sorgte der symbolträchtige Auftritt des Botschafters für deutliche Kritik.
Der gelbe Stern auf Erdans Jackett trug die Aufschrift "Never again" ("Nie wieder"). "Wie meine Großeltern und die Großeltern von Millionen Juden werden mein Team und ich von heute an gelbe Sterne tragen, bis Sie aufwachen und die Gräueltaten der Hamas verurteilen", sagte Erdan am Montag bei einer Rede im UN-Sicherheitsrat.
"Einige von Ihnen haben in den vergangenen 80 Jahren nichts gelernt, einige von Ihnen haben vergessen, warum diese Organisation gegründet wurde", begründete Erdan seinen Schritt vor dem Hintergrund der jüngsten Abstimmung in der UN-Generalversammlung. "Von jetzt an werden Sie jedes Mal, wenn Sie mich ansehen, daran erinnert, was es bedeutet, angesichts des Bösen zu schweigen", sagte Erdan mit Blick auf den beispiellosen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober auf Israel - den verheerendsten Angriff auf Israel seit seiner Staatsgründung vor 75 Jahren.
Deutliche Kritik an Erdans Vorgehen kam vom Leiter der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Dani Dayan. Das Tragen des gelben Sterns sei eine "Schande für die Opfer des Holocaust und den Staat Israel", erklärte Dayan am Dienstag im Onlinedienst X, ehemals Twitter.
Ab 1941 wurden Juden von den Nazis gezwungen, sich öffentlich sichtbar mit dem sogenannten Judenstern zu kennzeichnen. Der gelbe Stern symbolisiere die "Hilflosigkeit" des jüdischen Volkes und sein "Ausgeliefertsein", erklärte Dayan. Mit Blick auf die Situation damals und heute erklärte Dayan: "Wir haben jetzt einen unabhängigen Staat und eine starke Armee. Wir sind die Herren unseres eigenen Schicksals. Heute werden wir uns eine blau-weiße Flagge ans Revers heften - keinen gelben Stern."
Bei ihrem Großangriff am 7. Oktober hatte die Hamas nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen in Israel getötet. Zudem verschleppten Hamas-Kämpfer israelischen Armeeangaben zufolge mindestens 239 Menschen in den Gazastreifen. Vier der Entführten ließ die militante Palästinenserorganisation inzwischen frei. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Hamas-Angriffe als "das schlimmste Verbrechen gegen Juden seit dem Holocaust" bezeichnet.
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff hat Israel den Gazastreifen seither unter Dauerbeschuss genommen. Der dicht besiedelte Küstenstreifen wurde auch komplett abgeriegelt, hunderttausende Menschen mussten in den Süden flüchten. Durch die israelischen Bombardierungen wurden nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben der Hamas seit dem 7. Oktober mehr als 8500 Palästinenser getötet.
Der UN-Sicherheitsrat hatte sich nicht auf eine gemeinsame Resolution zum Krieg zwischen Israel und der Hamas einigen können. Vier Entwürfe waren abgelehnt worden. Daraufhin forderte die UN-Generalversammlung am Freitag mit großer Mehrheit in einer nicht bindenden Resolution eine "sofortige humanitäre Waffenruhe" im Gazastreifen. Die Resolution rückte weitgehend die humanitäre Lage im Gazastreifen ins Zentrum. Die Hamas und ihre Gräueltaten wurden jedoch mit keinem Wort erwähnt. Deutschland enthielt sich bei der Abstimmung. Die Haltung der Bundesregierung wurde von mehreren Politikern und Organisationen kritisiert.
S.Elizondo--ESF