Analyse: Südostasiatische Staaten setzen zu stark auf Erdgas
Südostasiatische Staaten setzen einer US-Forschergruppe zufolge bei der Umstellung ihrer Energiesysteme zu sehr auf Erdgas. Die Pläne der Regierungen in der Region sehen derzeit eine Verdopplung der Gaskraftwerkskapazität und einen Anstieg der LNG-Importe um 80 Prozent vor, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Global Energy Monitor (GEM) hervorgeht. Ergas ist zwar weniger klimaschädlich als Kohle, aber auch nach Angaben der Internationalen Energieagentur "gibt es für beide Brennstoffe emissionsärmere und kostengünstigere Alternativen".
Den Ausbau der Infrastruktur für Flüssigerdgas (LNG) in der Region treiben laut GME vor allem Vietnam, die Philippinen, Indonesien und Thailand voran. Doch die Region habe bereits ausreichende Kapazitäten für Solar- und Windenergie in Planung, um fast zwei Drittel des erwarteten Anstiegs der Energienachfrage bis 2030 zu decken.
Zentrale Probleme sind dem GME zufolge eine ungleiche Verteilung des Potenzials für den Ausbau der erneuerbaren Energien: Solar- und Windenergie funktioniere in manchen Ländern deutlich besser als in anderen. Auch der Netzausbau hinke hinterher. Die vorhandene Infrastruktur könne die grüne Energie häufig nicht aufnehmen.
LNG erscheine daher häufig als die attraktivere Alternative zu Kohle oder Öl, insbesondere wenn existierende Kraftwerke entsprechend umgebaut werden können. "Die Erhöhung der Gasproduktion ist jedoch keine langfristige Lösung", sagt Warda Ajaz vom GEM. "Die Deckung der Nachfrage durch kosteneffiziente, erneuerbare Energiequellen schützt die Region vor schwankenden Gaspreisen und ist ein umweltfreundlicherer Weg in die Zukunft."
Den Forschern zufolge ist es noch nicht zu spät: "Der Großteil der in der Entwicklung befindlichen Gasinfrastrukturkapazitäten in den südostasiatischen Ländern ist noch nicht in die Bauphase eingetreten", heißt es in dem Bericht. "Es ist noch Zeit, den Kurs zu ändern und Investitionen in erneuerbare Energien und die regionale Netzintegration umzuleiten." In der Verantwortung sehen die Experten insbesondere auch internationale Finanzinstitute, die derzeit noch häufig den Ausbau von Gaskapazitäten fördern.
S.Lopez--ESF