Häuser und Wohnungen wieder teurer: Forscher sehen "Trendwende" auf Immobilienmarkt
Erstmals seit rund zwei Jahren sind Immobilien in Deutschland auf breiter Front wieder teurer geworden. Im zweiten Quartal seien alle Wohnsegmente - also Eigentumswohnungen, Ein- und Mehrfamilienhäuser - gegenüber dem Vorquartal im Wert gestiegen, teilte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Donnerstag mit. Im vergangenen Jahr waren die Preise für Wohnungen und Häuser noch so stark gefallen wie seit mindestens 60 Jahren nicht.
"Die Trendwende auf dem Immobilienmarkt ist eingeläutet", erklärte IfW-Immobilienexperte Jonas Zdrzalek. Die große Unsicherheit der vergangenen Jahre und Monate nehme offenbar ab und der Ausblick auf sinkende Zinsen stabilisiere den Markt. "Investoren scheinen erneut Vertrauen in die langfristige Wertsteigerung von Immobilien zu gewinnen", fügte Zdrzalek hinzu. Hinzu komme der Einbruch im Neubaugeschäft, "der das Angebot verknappt und damit die Preisdynamik unterstützt".
Laut dem aktuellen Immobilienindex Greix, der ein Gemeinschaftsprojekt der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte, der Forschungsinitiative Econtribute sowie des Kieler IfW ist, stiegen im zweiten Quartal die Preise für Eigentumswohnungen um 2,4 Prozent verglichen mit dem Vorquartal. Einfamilienhäuser legten um 2,0 Prozent zu.
Mehrfamilienhäuser verteuerten sich gar um 4,4 Prozent. Im Vorquartal waren die Preise hier noch um rund 10,5 Prozent gefallen. Speziell in diesem Segment herrsche allerdings "aufgrund geringer Transaktionen eine hohe Volatilität", fügte das IfW hinzu. Deshalb sei die Aussagekraft begrenzt.
Dennoch hob das Institut hervor, dass Immobilien auch inflationsbereinigt - also gemessen in aktueller Kaufkraft - nun erstmals seit zwei Jahren wieder im Wert gestiegen seien.
Für das Gesamtjahr 2023 hatte der Greix noch ergeben, dass Eigentumswohnungen 8,9 Prozent günstiger geworden waren und Einfamilienhäuser um 11,3 Prozent; bei Mehrfamilienhäusern sanken die Preise im vergangenen Jahr sogar um 20,1 Prozent. Das IfW hatte dies im Februar bei Veröffentlichung der Zahlen als "historisch einmalig bezeichnet". Den sinkenden Preisen war allerdings eine "historisch ebenfalls einmalige Preisrallye seit circa 2009" vorausgegangen, in der die Preise je nach Segment um das Drei- oder Vierfache angestiegen waren.
Aktuell ist demnach nun eine deutliche Stabilisierung erkennbar. In den sieben größten Städten (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart) hätten die Preise für Eigentumswohnungen gegenüber dem Vorquartal durchweg zugelegt oder sich nach bereits erfolgten Anstiegen stabil gezeigt, erklärte das IfW am Donnerstag. Auch außerhalb dieser Städte zeigt der Trend demnach nach oben, wenngleich der Markt hier aber angesichts einer geringeren Zahl an Transaktionen als schwankungsanfälliger gilt.
Bewahrheite sich die Trendwende, sei die großflächige Korrektur am deutschen Immobilienmarkt nach rund zwei Jahren beendet, fügte das IfW hinzu. "Die Daten des Greix deuten darauf hin, dass der Immobiliensektor wieder an Dynamik gewinnt und der Markt sich nach volatilen Monaten für eine Richtung entschieden hat", erklärte Zdrzalek. "Der Einbruch war kurz und heftig, es wäre überraschend, wenn es nun im gleichen Tempo nach oben geht", führte er weiter aus. "Bestätigt sich die Preiswende, wäre die Korrekturphase nur die Unterbrechung eines langanhaltenden Aufwärtstrends gewesen".
M.Ortega--ESF